Kulturanthropologe David Graeber (1961-2020) und Prähistoriker David Wengrow (*1972) führen in ihrer Veröffentlichung Anfänge: Eine neue Geschichte der Menschheit zahlreiche Belege gegen religiöse Mythen und wissenschaftliche Narrative kultureller Evolution an, die geopolitische Konstellationen als Stadien linearer evolutionärer Prozesse einer Zivilisationsgeschichte beschreiben.(1,2) Diese narrativen Muster entstanden in der Neuzeit mit der Aufklärung als modellhafte Ideen einer Zivilisationsgeschichte, die Thomas Hobbes (1588-1679) als Fortschritt und John-Jacques Rousseau (1712-1778) als Rückschritt auffassten. Narrative linearer Evolution von Kultur sind noch immer populär. U.a. ist hier Yuval Noah Hararis (*1976) Weltbestseller Sapiens: Eine kurze Geschichte der Menschheit einzuordnen.(3) In Anbetracht neuerer empirischer Befunde archäologischer Forschungen beabsichtigen Graeber und Wengrow, Geschichtsschreibung als große Erzählung zu dekonstruieren und durch Geschichte von unten in Form kontingent verlaufender petites histoires zu ersetzen, die in kein Standardmodell passen.(4)
Nachfolgende Anmerkungen beschränken sich nicht auf Aussagen zu Anfänge; sie beziehen eigene und fremde Gedanken ein.