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Deutsch+Mathe im Ländervergleich 2018, BPB 24.04.2023
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Das mit Modifizierungen bis heute bestehende, hierarchisch gegliederte Schulsystem konserviert Ansichten einer vermeintlich naturgegebenen kulturellen Ordnung, in der eine breite Volksmasse von einer kleinen Elite beherrscht wird. Weltanschauliche Vorstellungen dieser Art wurzeln tief. Entstanden sind sie je nach Region vor bis zu mehr als 10.000 Jahren mit dem Übergang vom Nomadentum zur Sesshaftigkeit in Prozessen der Urbanisierung und Staatenbildung. Religiös legitimierte patriarchalische Ordnungsprinzipien orientalischer Hochkulturen des Mittelmeerraums diffundierten in Weltanschauungen europäischer Kultur und verbreiteten materielle Elemente und immaterielle Prinzipien archaischer orientalischer Kulturen als vermeintlichen zivilisatorischen Fortschritt in vermeintlich barbarischen Kulturen Europas. Mit eigener Dynamik prägte europäische Kultur robuste Ableger aus, deren Expansion ab dem 15. Jahrhundert globalen Imperialismus entfaltete. Die imperiale Expansion europäischer Kultur mündete im 20. Jahrhundert in 2 Weltkriege und erzeugte bis zur Gegenwart unbeantwortete Fragen einer stabilen Weltordnung.