Dieser Post ist inspiriert von zwei Artikeln des Soziologen André Kieserling:
FAZ, 08.03.2024: Die Sehnsucht nach dem Sündenbock
FAZ, 11.12.2024: Wer ist der Bock für die Sünde?
(Verlinkungen ohne Quellenangabe verweisen auf Wikipedia.)
Die Metaphorik des Sündenbocks bezeichnet keinen Charakter einer Persönlichkeit, sondern eine Rolle in Interaktionen. (Den Rollenbegriff erläutert Kapitel 1.) Im Altertum waren Sündenbockrollen in rituellen Interaktionen zwischen Menschen und Göttern magisch und religiös konnotiert. In der Gegenwart sind Sündenbockrollen sozial konnotiert und verweisen auf Interaktionen zwischen Menschen. Die Rolle des Sündenbocks und dessen Mechanismen werden jedoch im Alltagsdenken und in wissenschaftlichen Kontexten unterschiedlich verstanden. Aspekte religiöser und sozialer Konnotationen vertieft der Post in zwei Teilen:
- Teil 1 beschreibt magisch und religiös konnotierte Bedeutungen der Sündenbockrolle in Ritualen von Konfliktbewältigung über zeitliche Kontexte.
- Teil 2 beschreibt in sozialen Interaktionen konnotierte Bedeutungen der Sündenbockrolle auf Verständnisebenen von Alltagsdenken und Wissenschaft der Gegenwart. (coming soon)
Inhaltsübersicht Teil 1
1 Anmerkungen zu sozialen Rollen und zu basalen soziologischen Annahmen
2 Herkunft des Begriffs Sündenbock und seiner Symbolik
3 Der Sündenbock in jüdischer Religion und in altorientalischen Kultruen
4 Der Sündenbock in christlicher Religion
5 Der Sündenbock in Volksbräuchen
6 Änderungshistorie des Posts
1 Anmerkungen zu sozialen Rollen und zu basalen soziologischen Annahmen
Soziologische Theorie betrachtet soziales Verhalten in Interaktionsmustern wie Szenen eines Theaters und versteht Verhaltensmuster der Beteiligten in Anlehnung an Ausgestaltungen von
Schauspielen mit Figuren als Rollen, die prinzipiell mit
Persönlichkeitseigenschaften eines Schauspielers nichts gemein haben. Analog Drehbüchern umfassen Rollen sozial normierte gemeinsame Verständnisse von Verhaltenserwartungen an Beteiligte von Interaktionsmustern. Anschaulich werden diese Zusammenhänge an Beispielen wie
- Verwandtschaftssysteme mit diversen Rollen,
- Familien mit Eltern- und Kinderrollen,
- Schulen mit Rollen von Lehrern, Schülern, Eltern, Funktionsträgern,
- Organisationen mit auf hierarchischen und horizontalen Strukturen verteilten Aufgaben,
- Dienstleistungs- und Kompetenzcenter mit Auftragnehmern, Experten und Klienten,
- Zusammenschlüsse von Personen zu Vereinen mit Aufgabenverteilungen,
- usw.
Rollenverteilungen setzen verbindliche gemeinsame Regeln zu erwartbaren Verhaltensmustern voraus und erzeugen stabile soziale Interaktionsmuster mit arbeitsteiliger Organisation. Soziale Interaktionsmuster und ihre Rollenverteilungen entstehen nicht zufällig oder beliebig, sondern prägen sich entsprechend funktionaler Bedürfnisse und Anforderungen aus und haben für die Persistenz sozialer Gemeinschaften fundamentale Bedeutung. Elementare funktionale Bedürfnisse betreffen Ernährung, Reproduktion, Schutz gegen Gefahren, aber auch das Erlernen von Fertigkeiten, die zu Kommunikation und Kooperation befähigen und die Bewältigung komplexer dynamischer Lebensbedingungen sowie Anpassungen an ihre Veränderungen ermöglichen.
Überwiegend beachten Menschen kulturell vorgegebene und individuell gelernte Regeln des Rollenverhaltens eher unbewusst oder halbbewusst. Aufgund ihrer Sozialisation wissen sie in für sie typischen sozialen Kontexten, wie sie sich in ihnen angemessen kleiden, kommunizieren, verhalten sollten oder wie sie mit Auftritten provozieren können, falls sie das beabsichtigen. Wenn sie Regeln sozialer Kontexte nicht kennen und angemessenes Verhalten nicht einschätzen oder Regeln nicht berücksichtigen können, fühlen sie sich unsicher oder unwohl und vermeiden ihre Teilnahme, wenn das möglich ist.
Erst seit wenigen hundert Jahren wird Menschen zunehmend bewusst, dass das Universum, die Erde und Leben auf der Erde nicht als Ergebnis eines Schöpfungsprozesses aufzufassen ist, sondern dass über lange Zeiträume kontinuierlich evolutionäre Prozesse stattfinden, die neue Merkmale hervorbringen. Evolutionäre Prozesse betreffen nicht nur Lebewesen (Biologie), sondern ebenfalls von Lebewesen hervorgebrachte kulturelle Symbolsysteme sowie auch unbelebte Materie der Erde und das Universum insgesamt, allerdings in jeweils unterschiedlichem Tempo. Am schnellsten passen sich kulturelle Symbolsysteme veränderten Bedingungen an. Neue Merkmale sind nicht nur Varianten. Durch Ausdifferenzierung entstehen auch neue Qualitäten. Erwähnt sei, dass grundlegende Mechanismen soziokultureller Evolution sich komplex darstellen. Erklärungen konkurrierender Theorien machen deutlich, dass soziokulturelle Evolution per Saldo bisher nur unvollständig verstanden ist. Für die Thematik dieses Posts ist lediglich der Sachverhalt der Dynamik relevant. Erklärungsdefizite können vernachlässigt werden.
2 Herkunft des Begriffs Sündenbock und seiner Symbolik
Am jüdischen Festtag Jom Kippur (Versöhnungstag) enden 10 Tage der Reue und Umkehr mit symbolischen Tempelritualen. In jüdischer Neuzeit finden an Jom Kippur Lesungen historischer Texte statt. Im jüdischen Altertum wurden in alttestamentarischen symbolischen Ritualen zwei Ziegenböcke als Opfer erbracht. Als Akt der Entsühnung und Reinigung übertrug der Hohepriester einem der beiden Ziegenböcke vom Volk unbeabsichtigt begangene Sünden. Mit Übersetzungen des Alten Testaments gelangte der Begriff des Sündenbocks in europäische Verkehrssprachen. In der deutschen Sprache prägte Martin Luther den Begriff mit seiner Bibelübersetzung.
Im Judentum unterscheiden sich Opfer (Korban, Plural Korbanot) je nach Art der Regelverstöße. Opferobjekte waren gewöhnlich Brandopfer rituell geschlachteter Tiere, aber es gab auch Getreideopfer. Sühne konnte je nach Vergehen auch ohne Opfer durch Buße erlangt werden. Als Teil der Sühne beschränkten sich Opfer auf versehentlich begangene Regelverstöße gegen göttliche Verbote. Reinigung von diesen Vergehen erforderten im Judentum zwei Ziegenböcke.
Unmittelbar evident ist das Sündenbockritual als Ausdruck eines kollektiven Willens zur Bewältigung sozialer und religiöser Desintegration bzw. von "Unreinheit". Ähnliche Rituale der Austreibung des Bösen sind in zahlreichen Kulturen und Religionen zu finden. Wahrscheinlich hat sich das Ritual über mehrere Stufen entwickelt und enthält Elemente älterer Kulturen sowie ethnischer Religionen, in denen für soziale Integration gefährliche Situationen durch rituelle Handlungen besänftigt werden. Auf kulturelle Wurzeln des Rituals geht Kapitel 4 ein. Bekanntlich variieren Bedeutungsinhalte von Symbolen über Kulturen und verändern sich über Zeiträume, was auch für das Sündenbockmuster gilt.
Generell gilt jedoch in archaischen Kulturen, dass symbolische Opfer bzw. Korbanots nicht Verlust hergegebener persönlicher Werte bedeuten. Stattdessen sind sie analog des symbolischen Gabentauschs als ein Investment im Sinne eines universalen archaischen Prinzips der Reziprozität (Gegenseitigkeit) zu verstehen, das als Urprinzip jeder Kooperation gilt, aus dem das Vertragsrechts entstanden ist. Opfer verpflichten bzw. zwingen Götter zur Gegengabe und verhindern Bestrafung. Die lateinische Rechtsformel do ut des (ich gebe, damit du gibst und erwarte einen gleichwertigen Ausgleich) beruht auf diesem Prinzip, auf das ebenso die Redewendungen ‚Eine Hand wäscht die andere‘, ‚Wie du mir, so ich dir‘ oder ‚Tit for Tat’ im Englischen verweisen. Die negative Wendung des Prinzips besagt 'Auge um Auge', 'Zahn um Zahn' oder 'Faust auf Faust'.
3 Der Sündenbock in jüdischer Religion und in altorientalischen Kulturen
3.1 Der Sündenbock in jüdischer Religion
Aaron shall cast lots over the two goats, one lot for the LORD and the other lot for Azazel. Leviticus 16:8 Detail of East Window, Lincoln Cathedral |
The Phillip Medhurst Picture Torah 550. The scapegoat. Leviticus cap 16 vv 7-22 |
Von Menschen begangene Regelverstöße gegen göttliche Verbote erzeugen Unreinheit dieser Menschen und des Allerheiligsten im Tempel. Unreinheit entweiht den Bund Gottes mit dem Volk Israel, sodass sich Gott entfernt. Um erneut Kontakt zu Gott herzustellen, sind Rituale der Reinigung des Allerheiligsten und der Menschen von Schuld erforderlich. Die Reinigung von versehentlich begangenen Regelverstöße findet jährlich am jüdischen Festtag Jom Kippur mit unterschiedlichen Rollen von zwei Ziegenböcken statt, von denen einer als Sündenbock bestimmt wird. Das Blut eines der beiden Ziegenbocks dient der Reinigung des Tempels und der Kontaktaufnahme zu Gott. Der zweite Ziegenbock ist weder Geschenk noch Sühneopfer, sondern er ist für Asasel bestimmt, dessen Bedeutung unsicher ist. Sünden sind im Judentum nicht übertragbar oder vererbbar. Das Sündenbockritual macht das öffentliche Sündenbekenntnis, Reue, Umkehr und Versöhnung mit Gott symbolisch sichtbar.
Das Opferprozedere des Sündenbockrituals ist im Buch Levitikus der Tora beschrieben, erstes Buch der aus 24 Büchern bestehenden hebräischen Bibel Tanach. Die Tora besteht aus den fünf Büchern Genesis, Exodus, Levitikus, Numeri, Deuteronomium des Pentateuch, in deutschen Übersetzungen als fünf Bücher Mose bezeichnet. Das Buch Levitikus befasst sich mit Aufgaben jüdischer Priester (Kohanim). Die Bezeichnung Levitikus verweist auf den Stammvater Levi, einer der zwölf Söhne Jakobs und dessen Nachfahren (Leviten). Leviten waren im antiken Judentum für Tempeldienste verantwortlich. Altardienste versah die besonderen Reinheitsgeboten unterliegende Untergruppe der Kohanim, die als direkte Nachfahren Aarons gelten, ein Bruder des Mose. Höchste religiöse Instanz war der Hohepriester.
3.1.1 Das jüdische Ritual
Phillip Medhurst Picture Torah 549. The scapegoat. Leviticus cap 16 v 21 |
Sending Out the Scapegoat by William James Webb (1830-1904) |
Das Portal My Jewish Learning enthält eine detaillierte Beschreibung des aus geheimen und öffentlichen Zeremonien bestehendem rätselhaftem Ritual der Entsühnung von Schuld und Versöhnung mit Gott am Versöhnungsfest Jom Kippur: 3. Mose 16:1-34: Das Sündenbock-Ritual - Die Tora-Lesung für den Morgen des Jom Kippur. Die Jüdische Allgemeine beschreibt das Ritual kompakt: Zwei Ziegenböcke:
- Im Vorhof des Tempels bestimmte der Hohepriester die jeweilige Rolle der als Opfertiere ausgewählten Ziegenböcke per Los. Auf dem einen Los stand für Gott, auf dem anderen für Azazel. Der für Gott ausgeloste Bock war das Reinigungs- bzw. Sühneopfer (hebräisch: Chatat), mit dem der Hohepriester im Allerheiligsten Kontakt zu Gott aufnahm. Der Bock für Azazel wurde als Sündenbock in die Wüste verbannt.
- Allein und streng abgeschirmt betrat der Hohepriester das Allerheiligste des Tempels und reinigte es, indem er die Bundeslade mit Blut des Opfertiers besprengte. Dabei empfing er stellvertretend für das Volk die Vergebung der Sünden.
- Anschließend vollzog der Hohepriester symbolisch im öffentlichen Raum des Tempels den Entsühnevorgang des Volkes, indem er dem für Azazel bestimmten Ziegenbock die Hände auflegte und symbolisch die Sünden übertrug.
- Nach Übertragung der Sünden wurde der Ziegenbock symbolisch zu Azazel in die Wüste getrieben. Wüste gilt als Azazel symbolisierenden Ort der Unreinheit. Damit der Bock nicht zurückkehrt, trieben ihn Männer außerhalb des Tempels über eine Klippe in den Tod.
3.2 Wer oder was ist Asasel/Azazel?
Der hebräische Tanach kennt keine Hölle. In der hebräischen Religion ist Satan der Hauptankläger gegen die Menschheit am göttlichen Gericht. Satan ist jedoch keine eigenständige Verkörperung des Bösen mit eigenem Willen, sondern gilt als eine spirituelle Kraft unter Gottes Kontrolle, mit deren Hilfe Gott die Menschen auf die Probe stellt. Freien Willen haben im Judentum nur Menschen. Daher sind sie zu Bösem fähig und müssen gerichtet werden. Wer oder was Asasel ist, bleibt unbestimmt.
Die Figur des Asasel benennt das 1. Buch Henoch (äthiopisches Henochbuch). Henoch gilt als Nachfahre des Set in direkter Linie und als Verfasser von 3 apokryphischen Büchern. Gemäß Genesis 5:18-24 stirbt Henoch nicht, sondern wird in den Himmel entrückt. Auf seiner Himmelsreise werden Henoch göttliche Geheimnisse offenbart. Das 1. Buch enthält ausführliche Beschreibungen des Himmels und verschiedener Totenreiche samt ihrer Engel und gefallener Engel sowie eine Beschreibung von Asasel als gefallenen Engel und Gehilfen Satans. Wahrscheinlich sind auf diese Beschreibungen ausschmückende Vorstellungen des Himmels und der Hölle im Christentum und im Islam sowie des christlichen Dogmas der Höllenlehre zurückzuführen.
Aus jüdischer Sicht beschreibt Rabbi Lord Jonathan Sachs זצ“ל im Portal der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschlands (ORD) die Bedeutung des Asasel in drei Varianten (Der Sündenbock), von denen sich keine explizit auf das 1. Buch Henoch bezieht:
- Asasel ist eine Umschreibung des Bestimmungsortes als steiler, felsiger oder harter Ort, an dem der Bock in eine Schlucht gestürzt wurde und starb.
- Nach einer anderen Deutung ist Asasel der Name eines Dämons ähnlich dem Ziegengeist Pan in der griechischen Mythologie. Negative Mächte verleiten Menschen zur Sünde und verklagen sie vor Gott. Der Bock gilt als Option der Versöhnung oder Besänftigung und schaltet sie als Gegenstimmen aus. Dass im Universum von Gott unterscheidende Mächte existieren, ist jedoch als Erklärung mit jüdischer Religion unvereinbar. Diese gestattet neben Gott keine Anerkennung anderer höherer Mächte.
- Gemäß der dritten Deutung ist Asasel ein zusammengesetztes Substantiv, das „die Ziege [Ehs], die weggeschickt wurde [asal]“ bedeutet.
3.3 Das Azazel-Ritual in altorientalischen Kulturen
Die Altertumsforscher Bernd Janowski (Sprachwissenschaftler, Ägyptologe, Assyriologe, Theologe) und Gernot Wilhelm (Altorientalist) haben die Religionsgeschichte des Azazels-Rituals in Quellen altorientalischer Kulturen untersucht und Erkenntnisse in dem Essay Der Bock. der die Sünden hinausträgt, Zur Religionsgeschichte des Azazel-Ritus Lev 16,10.21f dokumentiert (PDF, 61 Seiten). Ursprünge identifizieren Janowski und Wilhelm im südanatolischen und nordsyrischem Raum und unterscheiden drei Grundtypen, die jeweils wiederum Varianten enthalten:
- Nomadischer Ritualtyp: Der nomadische Ritualtyp versteht Azazel als einen Wüstendämon, den Israeliten in ihrer nomadischen Vergangenheit aus älteren, vorisraelitischen nomadischen Ritualen übernommen haben. Mit für Laien schwer nachvollziehbaren Argumenten verwerfen Janowski und Wilhelm diese Deutung.
- Ägyptischer Ritualtyp: Die These eines ägyptischen Ritualtyps mit Azazel als Gegenstück zum ägyptischen Gott Seth verwerfen Janowski und Wilhelm ebenfalls mit text-, überlieferungs- und religionsgeschichtlich gewichtigen Argumenten, gemäß der die Figuren der Azazel- und der Seth-Gestalt unvergleichbar seien.
- Südanatolisch-nordsyrischer Ritualtyp: Vergleiche mit südanatolischen und nordsyrischen Ritualen zeigen dagegen Parallelen zu religiös-magischen hethitisch-hurritischen Ritualen in Nordsyrien und Südanatolien.
Janowski und Wilhelm sehen das jüdische Sündenbockritual in der Linie einer bis nach Ugarit zurückreichenden altsyrisch-bronzezeitlichen Ritualtradition der magischen Eliminierung von Miasma und verstehen den Sündenbock als Träger, der das Miasma hinausträgt und damit eliminiert (S. 132). Der altgriechische Begriff Miasma bezeichnet neben einer Krankheit verursachenden Verunreinigung auch eine Verunreinigung der Beziehung von Menschen zu Göttern. Im magischen Denken des Altertums ist von Menschen provozierter Zorn von Göttern ein Miasma, das auch Götter bindet, aber mit magischen Mitteln von einer Gottheit abgelöst und damit eliminiert werden kann. In hethitischen Quellen
reagieren Gottheiten mit Zorn auf menschliche Verfehlung. Magische
Rituale eliminieren diesen göttlichen emotionalen Zustand. Um Bestrafung zu vermeiden, müssen Götter mit Opfern besänftigt werden. Opfer sind in hethitischen Texten reinigender Rituale Gottheiten
zugedacht, die durch Gebet und Magie veranlasst werden, zu eliminierende
Unreinheit in der Unterwelt zu deponieren.
Opfer besänftigen Götter, indem sie Götter von ihrem Zorn 'befreien' (S. 139ff.). Die Durchführung dieses Ritual kannte verschiedene magische Techniken, zu denen u.a. das Handauflegen des Hohepriesters auf den Ziegenbock zählt (siehe Kapitel 3.1.1). Janowski und Wilhelm betrachten das Handauflegung als Archetyp eines Übertragungsritus in magischen Ritualen Altanatoliens. Die abschließende Handlung der Beseitigung von Verunreinigungen kann durch Verbrennen, Vergraben oder Deponierung erfolgen (S. 144). Im jüdischen Ritual trägt der Ziegenbock das Miasma in die Wüste.
Etymologie und sprachliche Belege verweisen auf eine nordsyrische Herkunft des Wortes Azazel. (S. 159). Für Janowski und Wilhelm ist plausibel, dass das Konzept ritueller Elimination von Unheil in jüdischer Kultur aus Ritualtraditionen vom spätbronzezeitlichen Nordsyrien überliefert ist, wobei der tradierte Zusammenhang schon früh nicht mehr verstanden worden sei. (S. 161)
3.3.1 Magische Denkmuster im Altertum und der Gegenwart
Bemerkenswert ist an diesem magischen Reinigungsritual des Altertums der bindende Charakter von Opfern, der Götter zu freundlichem Handeln verpflichtet. Die Ritualtradition dieser Art bindender Magie setzt sich bis in die Gegenwart im Austausch von Geschenken fort. Prinzipien dieses Handlungsmusters bilden die Wurzel des Vertragsrechts. Derartige Handlungsmuster des magischen Denkens sind mit Sicherheit sehr viel älter als bronzezeitliche sumerische Kulturen, aber erst mit der sumerischen Erfindung von Schrift und seit der Entschlüsselung von Keilschrift sind diese Verhaltensmuster nachzuweisen. Das Handlungsmuster des Reinigungsrituals enthält zwei Grundprinzipien, die erst menschliche Kooperation und Kultur ermöglichen:
- Allen sozialen Verhaltensmustern liegt das Prinzip der Gegenseitigkeit (Reziprozität) zugrunde. Gegenseitigkeit ist ein interaktives Handlungsmuster und als solches initial zunächst nicht magisch besetzt. Anders als Handlungsmuster von Macht und Gewalt wirkt Gegenseitigkeit nicht disruptiv bzw. Gleichgewicht zerstörend, sondern sie bewirkt das Gegenteil, sie erzeugt Gleichgewicht und wirkt integrierend. Gegenseitigkeit motiviert zum Erbringen von Leistungen für Partner von Interaktionen, weil eine gleichgewichtige Gegenleistung zu erwarten ist. Da Gegenleistungen nicht sofort erbracht werden müssen und auch in der Zukunft liegen können, wird Kooperationen in stabilen Interaktionsnetzen möglich, aus denen über Zeit komplexe soziale Strukturen entstehen.
- Die Verpflichtung zur Gegenleistung hat im archaischen Denken dennoch eine magische Qualität, die darin besteht, dass Leistungen eine neue eigene Qualität erzeugen, die der Leistung nicht sichtbar hinzugefügt wird und so zu einer unsichtbaren Eigenschaft von Objekten und Handlungen wird und die Gegenleistungen auch dann erzwingt, wenn keine Kontrolle möglich ist, weil Interaktionspartner nicht anwesend sind oder Gegenleistungen erst mit zeitlichem Verzug erbracht werden. Magie ist die unsichtbare Kraft, die im Unterschied zu Macht oder Gewalt ein Verhalten unabhängig vom individuellen menschlichen Willen erzwingt.
Normierungen und Formalisierungen wechselseitiger Leistungsverpflichtungen eliminieren durch Vertragsrecht ursprünglich magische Kräfte. Allerdings sind magische Relikte in der Gegenwart keineswegs vollständig eliminiert und schimmern in zahlreichen Verhaltensmustern durch, z.B. des Geschenkaustauschs, die ein Post betrachtet: Warum schenken? Anmerkungen zur sozialen Institution des Gabentauschs. Relikte magischen Denkens beschränken sich nicht auf Geschenkaustausch. Ohne dass sich Menschen dessen bewusst sind, ist das Alltagsdenken nach wie vor von magischem Denken
durchdrungen. Beispielsweise gilt im Volksglauben europäischen Brauchtums der Zeitraum um die Jahreswende als gefährliche Raunächte, die es durch zahlreiche Verhaltensregeln und besondere Rituale unschädlich zu machen gilt. (Mit den Raunächten befasst sich der Post Rau(h)nächte: Warum man zwischen Weihnachten und Silvester keine Wäsche waschen darf.)
Grenzen und Übergänge zwischen magischen Praktiken und religiösen Handlungen sind
fließend. Beide nehmen für sich in Anspruch, mit Ritualen übernatürliche
Wirkung zu erzielen. In der wissenschaftlichen Außenbetrachtung sind
religiöse Systeme, ethnische Religionen und Schamanismus von Magie durchdrungen. In der Binnenbetrachtung religiöser Systeme gelten religiöse Handlungen nicht als Magie, sondern als legitime und notwendige religiöse Handlung, während mit religiösen Handlungen nicht vereinbare Magie als schädlicher Aberglaube verurteilt wird und verboten ist. Allerdings stammen in christlicher Religion etliche Symbole sowie besondere Tage im Jahresverlauf nachweisbar aus magischen Konnotationen vorchristlicher Zeit.
Wenn Menschen im Zeitalter vermeintlich rationaler Vernunft scheinbar kein magisches Denken praktizieren und Magie ablehnen, liegt das daran, dass in Sozialisation erlerntes
Denken und Verhalten zu nicht hinterfragbarer Selbstverständlichkeit
geworden ist und kulturelle Scheuklappen erst abzulegen sind, um
magische Hintergründe zu erkennen. Einige Beispiele machen diese Aussage anschaulicher:
- Janowski und Wilhelm beschreiben das Handauflegung als Archetyp eines Übertragungsritus in magischen Ritualen (siehe Kapitel 3.3.). Riten kirchlicher Sakramente übertragen ebenfalls durch Handauflegen unsichtbare Wirkungen einer nicht sichtbaren, aber als anwesend angenommenen Göttlichkeit an Empfänger.
- In Übergangszeiten des Jahres praktiziertes Brauchtum ist teilweise auf Vorläufer-Rituale des Altertums zurückzuführen (z.B. Karneval, Fastnacht, Fasching), aber teilweise auch erst in christlicher Zeit aufgekommen (z.B. Scheibenschlagen).
- Weihrauch und Versprengen von Weihwasser verbannen das Böse und reinigen den Geist der Anwesenden.
- Der Empfang des Aschenkreuzes an Aschermittwoch ist ein Ritual, das ähnlich wie das Ritual an Jom Kippur von Sünden des vergangenen Jahres reinigt. Asche wird durch Verbrennen von Palmzweigen des letzten Palmsonntages erzeugt.
- In Kirchen erteilter Segen reinigt und schützt Empfänger.
- Bekreuzigen bannt ebenso böse Geister wie in oder an Häusern angebrachte Kreuze, Palmzweige und Signaturen von Dreikönigssängern.
- Tauf-, Hochzeits- und Beerdigungsriten sind besonders tief magisch durchdrungen.
- Trinität und Eucharistie gelten als rational nicht erklärbare 'Glaubensgeheimnisse'. Kritisch betrachtet handelt es sich um Magie.
- Reliquien entfalten vermeintlich Wunderkräfte.
- Religiöse Menschen erhoffen mittels Wallfahrten Reinigung von Sünden, Erlösung von Leiden und himmlischen Beistand.
- Im Judentum und im Christentum soll Segnung von Personen und Gegenständen (darunter auch Waffen) durch göttlichen Beistand schützen.
- An Brücken aufgestellte Nepomukskulpturen schützen Brücken überquerende Menschen.
- Im besonders gefahrenträchtigen Bergbau schützen vermeintlich kleine, der Heiligen Barbara gewidmete Altäre vor Gefahren.
- Überquerungen hoher Bergpässe waren in der Vergangenheit sehr viel risikoreicher als in der Gegenwart. Daher sind an zahlreichen hohen Bergpässen Kapellen, Schreine oder Heiligenfiguren aufgestellt, die vor Gefahren schützen.
- Wetterkreuze (Hagelkreuze) schützen vermeintlich vor Naturkatastrophen.
- Im Alpenraum wehrt Wetterläuten von Kirchenglocken sich nähernde Unwetter ab.
- Mit Talismanen, Glücksbringern und mitunter mit besonderen Bekleidungsstücken möchten Menschen ihr Schicksal günstig beeinflussen.
- Viele Menschen sind davon überzeugt, dass Sternzeichen des Geburtsmonats das gesamte Leben beeinflussen.
- Horoskope sind als Vorhersagen von Zukunft Varianten von Orakeln und Wahrsagen, die vermeintlich ungünstiges und günstiges Verhalten vorausschauen.
- Bei Sichtung von Sternschnuppen haben Menschen vermeintlich einen Wunsch frei.
- Anthroposopie, Homöopathie und biodynamische landwirtschaftliche Methoden enthalten zahlreiche magische Rituale.
- Mit Zaubersprüchen und Zauberformeln werden magische Handlungen bewusst praktiziert.
- usw.
Mit der Frage, weshalb Magie und Religion in menschlicher Kultur offenbar schon immer und auch in der Gegenwart bedeutsam sind sowie mit Erklärungen kultureller Evolution von Magie über Religion zu Wissenschaft befasst sich Teil 2 dieses Posts.
3.4 Das Ritual in jüdischer Neuzeit
Das antike Judentum endete mit der Zerstörung des Jerusalemer Tempels im Jahre 70 n. Chr.. Im nachfolgenden rabbinischen Zeitalter gibt es Priester, Tieropfer, Wallfahrten nicht mehr. Für neuzeitliches Judentum ist das Sündenbockritual graue Vorgeschichte. Bedarf der Reinigung besteht nach wie vor. Im Reinigungsritual lesen Juden an Jom Kippur historische Texte der jüdischen Bibel Tanach zum Chatat (Reinigungsopfer). Um rein zu werden, müssen Menschen ihre eigenen Verfehlungen bekennen, d.h. Verantwortung übernehmen. Wie Jom Kippur in der Gegenwart gefeiert wird, beschreibt ein Artikel im Portal des MDR vom 15.10.2024: Jom Kippur: Wie Juden das Fest der Versöhnung feiern.
Eine symbolische Deutung des Zeremoniells an Jom Kippur stammt von Jizhak Abravanel (1437–1509). Abravanel versteht in einem Torakommentar die beiden Ziegenböcken als Symbole für Alternativen Israels. Der im Heiligtum als Sühneopfer bestimmte Bock ist Symbol eines zu Gott führenden Lebens. Wenn Israel den richtigen Weg verlässt, entfernt es sich von Gott und wird wie der Sündenbock fortgeschickt. Gemäß dieser Deutung erinnert das Ritual an Jom Kippur an die gegebene Wahlfreiheit und die Möglichkeit des Exils.
Sowohl in alter als auch in neuer Zeit repariert das jüdische Opferritual Chatat gestörten Kontakt zu Gott durch unabsichtlich begangene Sünden und verlangt echte Reue und Umkehr. Jenseits jüdischer Religion konnotiert das aus dem Judentum stammende Symbol des Sündenbocks mit nicht religiösen Verhaltens- und Interaktionsmustern, die Entlastung von eigener Verantwortung durch Übertragung nach außen erzeugt.
4 Der Sündenbock in christlicher Religion
Holzschnitte von Albrecht Dürer mit Darstellungen des Schmerzenmanns aus den Jahren 1500-1512
Die Rolle des Sündenbocks in der jüdischen Religion erklärt ein Artikel des Deutschlandfunks (Das Missverständnis vom „Sündenbock“). In jüdischer Religion reinigte das Opferritual ausschließlich von unabsichtlich begangenen Sünden und war nur mit echter Reue und Umkehr gültig. Der Artikel weist auf Unterschiede zum Sündenbock in Alltagssprache der Gegenwart hin.
Die Figur des Asasel wurde über Zeit- und Kulturräume vielfach variiert. Im Neuen Testament bezeichnet Satan ein die Welt beherrschendes und Menschen verführendes übernatürliches Wesen mit dämonischen Kräften. Im christlichen Verständnis ist Satan der Eigenname des Teufels, der als Engel gegen Gott rebellierte und darum aus dem Paradies verstoßen wurde. Die Deutung ist mit der Bibel nicht zu belegen.
Einige Kernelemente des Sündenbockmusters blieben im neutestamentarischen Christentum erhalten, andere Elemente veränderten sich, u.a. die Bedeutung des Sündenbocks als allegorische Figur des Alltagsdenkens. Von Sündenböcken wird gesprochen, wenn andere Menschen zu Unrecht für Schuld verantwortlich gemacht werden, um von eigener Verantwortung abzulenken.
Im Christentum werden Sünden nicht mehr auf einen unschuldigen Ziegenbock übertragen, seitdem der gekreuzigte Christus diese Rolle übernommen und absolut generalisiert hat. Kontakt zu Gott erfordert nicht länger Tieropfer, sondern Gebete. Mit Eingeständnissen von Schuld, Reue durch Beichte und auferlegte Buße wird Reinigung von Sünden erzielt. Neu hinzu gekommen sind Vorstellungen von Erbsünde, durch die jeder Mensch schuldig geboren wird und der Erlösung bedarf, unabhängig vom Lebenswandel und von Taten. Durch den Prozess der Buße können Menschen von ihren Sünden durch Absolution gereinigt werden. Kontrolle über diesen Prozess hat die Amtskirche, deren Sakramente das Kirchenmonopol sicherstellen. Menschen, die unaufrichtig bereut und zu Unrecht Absolution empfangen haben, ziehen nicht in das Paradies ein, weil der Erzengel Michael vor dem Paradiestor mit der Seelenwaage wacht und Pfusch aufdeckt.
Im Protestantismus ist der Reinigungsprozess komplizierter. Menschen müssen sich durch Änderung der inneren Haltung und gottgefällige Werke der Gnade Gottes würdig beweisen. Gott alleine urteilt exklusiv über Menschen. Vermutlich ist so zu erklären, dass Protestantismus eine tendenziell strengere, sprödere, lustfeindlichere Ethik im Vergleich zum Katholizismus auferlegt. Katholizismus gestattet nicht explizit größere Freiräume, aber er kompensiert Dogmatismus von Verhaltensregeln mithilfe von Prozessen der Sündenreinigung, die implizit größere Freiräume gewähren und von Regeln befreite überschäumende Lebensfreude ermöglichen. Wer keine Todsünden begeht und gegenüber der Kirche folgsam ist, kann auch als lebensfreudiger Mensch das Paradies erreichen. Platzverteilungen erfolgen je nach Sündenregister. Ggf. ist zuvor noch ein Umweg über das Purgatorium erforderlich. Daher kann im Karneval gesungen werden:
Wir sind alle kleine Sünderlein,
's war immer so, 's war immer so.
Der Herrgott wird es uns bestimmt verzeih'n,
's war immer, immer so.
Denn warum sollten wir auf Erden
schon lauter kleine Englein werden?
Wir sind alle kleine Sünderlein,
's war immer so, 's war immer so.
Der Herrgott wird es uns bestimmt verzeih'n
's war immer so, immer so.
Wenn Katholizismus dennoch wie Protestantismus beschleunigt Anhänger verliert und in die Defensive gerät, sind daran vermutlich Sachverhalte eines unbeweglichen Dogmatismus sowie zunehmender Transparenz beteiligt, die klerikale Verfehlungen offenbaren. Die meisten Menschen haben nach wie vor großen Bedarf für metaphysische Sinnstiftungen, aber aus der Zeit fallender Dogmatismus und Dimensionen entlarvten Fehlverhaltens religiöser Wächter nagen an Praktikabilität und Glaubwürdigkeit der Lehre.
5 Der Sündenbock in Volksbräuchen
Der schottische Anthropologe James Georg Frazer (1854-1941) gilt als Mitbegründer der Religionssoziologie. In seinem Hauptwerk Der goldene Zweig. Das Geheimnis von Glauben und Sitten der Völker (Original: The Golden Bough) versucht Frazer, die Entstehung von Wissenschaften als evolutionäre Höherentwicklung ursprünglich magischer und darauf aufbauender religiöser Überzeugungen und Praktiken nachzuweisen. Anschauungen von Frazers Erklärungen sind einem zeitgeschichtlich überholtem evolutionistischem Paradigma geschuldet, das noch immer durch Köpfe geistert, aber in Wissenschaften der Gegenwart nicht mehr vertreten wird. Dennoch bieten Frazers Vergleiche von Narrativen antiker Kulturgeschichte mit volkskundlichem Brauchtum reiches Material für kulturgeschichtliche Recherchen zu Ursprüngen von Ritualen im Brauchtum der Gegenwart. (Anmerkungen in diesem Blog beziehen sich auf die 2. Auflage 1991 der deutschen Ausgabe von 1989.)
5.1 James G. Frazer: Saturnalien, Karneval, Sündenböcke
In den Kapiteln XV. Die Übertragung von Unheil (S. 783-794) sowie XVI. Die öffentliche Vertreibung von Unheil (S. 794-816) und XVII. Öffentliche Sündenböcke beschreibt Frazer weltweit praktizierte Riten der Eliminierung öffentlichen Unheils durch Übertragung auf Sündenböcke und deren Vertreibung. Das Böse konnte als Sündenbock unsichtbar bleiben, aber üblicher waren materielle Träger wie Menschen, Tiere, stoffliche Opfer unterschiedlicher Art. Diese Riten wurden öffentlich und periodisch im Jahresverlauf praktiziert. Meistens ging ihnen eine Zeit allgemeiner Ausschweifungen und Zügellosigkeit voraus, in der soziale Regeln von Sitte und Anstand weitgehend aufgehoben waren. Frazer nimmt an, dass jeder Anstand aufgegeben wird und zügellose Ausschweifungen sich ausbreiten, wenn Befreiung vom Bösen und Absolution von Sünden in Aussicht stehen (S. 837). In Volksbräuchen des Altertums galt der Tod als ein Sündenbock und zugleich als eine Ausprägung des göttlichen Geistes der Vegetation. Daher wurden Riten der Vertreibung des Todes im Übergang vom Winter zum Frühjahr veranstaltet und damit auch das im vergangenen Jahr angesammelte Schlechte vertrieben, ehe das neue Jahr beginnt (S. 839).
Im Kapitel LVIII. Menschliche Sündenböcke im klassischen Altertum (S. 839-853) verortet Frazer Sündenbockriten in einer Reihe von Vorbildern der Antike. Im griechischen Altertum gab es gleich mehrere Sündenbockriten, bei denen Menschen geschlagen, gesteinigt, getötet wurden, etwa an Thargelia (ein Vorerntefest), über den Jahreswechsel oder wenn öffentliches Unheil wie Seuchen, Trockenheit, Hungersnöte eintraten (S. 840ff.).
5.2 Ventilsitten, Karnevalsbrauchtum und Vorläufer
Im Kapitel LVIII. "Menschliche Sündenböcke im klassischen Altertum" (S. 839–853) betrachtet Frazer nach griechischem Vorbild von Dionysien veranstaltete Saturnalien der römischen Antike als Vorläufer von Karnevalsbrauchtum, das sich vor allem in Regionen ausgebreitet hat, die lange römisch beherrscht waren. Im Zeitraum des Jahreswechsels feierten Saturnalien zeitlich befristet einen vermeintlich sozialen Urzustand als eine sittlich enthemmte orgiastische Anarchie ohne Herrschaftsverhältnisse oder mit deren Umkehrung. Diese offiziell zugelassenen und organisierten ritualisierten temporären Ausnahmesituationen werden als Ventilsitten im Sinn von Aggressionsableitung aufgefasst, die der gemeinen Bevölkerung oft unter
dem Schutz von Maskeraden vorübergehend Entlastung von permanenter Ausbeutung
und Kriegszuständen verschaffen und Aufstände verhindern.
Diese scheinbar jeder Ordnung
widersprechenden Riten wirken nicht zerstörend und stellen bestehende
Ordnungen nicht infrage, sondern lenken von Ursachen und Zuständen asymmetrischer Machtverteilung
ab, indem sie Spannungen sozialer Ordnung zeitweilig rituell auflösen, Ordnungsumkehrungen erlauben, soziale
Ungleichheit vorübergehend unsichtbar machen und Zustände ohne Sitte und
Anstand nicht strafend sanktionieren. Während Sittenlosigkeit von Ventilsitten im Protestantismus verurteilt wird, blieben Ventilsitten vor allem in solchen Regionen als Tradition erhalten, in denen Katholizismus Sündenvergebung und Absolution mit Reinigungsriten verspricht. Trotz abnehmender Religiosität besteht in der Gegenwart weiterhin funktionaler Bedarf für Ventilsitten und Volksbrauchtum. Städtische Räume halten zahlreiche Optionen für das Ausleben volkstümlicher Ventilsitten in Massenveranstaltungen vor. In eher ländlichen Regionen des Südwestens Deutschlands und im Alpenraum boomen Narrenzünfte, die gleichzeitig Sehnsucht nach Bespaßung in volkstümlicher Gemeinschaft befriedigen.
Mittelalterliche Feste, wie Karneval, Fastnacht, Fasching, Narrentag (auf den Aprilscherze zurückgehen), Eselsmesse, Osterlachen und auch mittelalterliche Weihnachtsfeste (National Geographic: Weihnachten historisch: Wie das Fest zu dem wurde, was es heute ist) zelebrierten ebenfalls temporäre Umkehrungen herrschender Verhältnisse. Karneval, Fastnacht, Fasching und ähnliche Formen wilder Feiern berufen
sich zu Recht auf altes Brauchtum mit Vorläufern in der Antike und
früher. Der angeblich altes Brauchtum pflegende Rheinische Karneval der Gegenwart wurde jedoch aus einer Mischung von Elementen historischen Brauchtums unterschiedlicher Kulturen mit lokalen Zutaten und individuellen wirtschaftlichen Interessen im 19. Jahrhundert amalgamiert und ist eine erstmals 1823 veranstaltete Neuerfindung des Bürgertums, die zugleich derbes Treiben von Volksbräuchen kultiviert. In Massenveranstaltungen von Karnevalsumzügen verschmelzen alte und neue Traditionen. Zusammenhänge dokumentierte die Ausstellung "Vergiss es! Nicht. Vom Erinnern und Vergessenwerden" des Kölner Stadtarchivs, über die ein Post vom 16.11.2021 im Kapitel 4 berichtet: Historisches Archiv der Stadt Köln.
5.2.1 Exkurs zum Begriff Ventilsitten
In deutscher Literatur ist der Begriff Ventilsitten gewöhnlich mit dem österreichisch-deutschen Ethnologen Richard Thurnwald (1869-1954) konnotiert. Thurnwald bezeichnete Ventilsitte als Verhalten von ständig Mangel leidenden Bevölkerungsgruppen, die "sparen – allerdings nicht, um das Ersparte später zu einer systematischen Verbesserung ihrer Lage zu benutzen (zu investieren), sondern um es für ausgiebige Feste auszugeben (zu konsumieren)." (Zitat Wikipedia: Richard Thunwald)
Laut einer Diskussion in Wikipedia geht der Begriff Ventilsitten auf den deutschen Soziologen Alfred Vierkandt (1867-1953) zurück, der den Begriff für "bestimmte Personengruppen (z. B. Kinder, Frauen,
Sklaven) verwendete, die in bestimmten Situationen besondere Freiheiten
haben und Konventionen teilweise aufheben oder ins Gegenteil verkehren
dürfen, um Spannungen zu reduzieren." (Zitat Wikipedia: Diskussion: Ventilsitte)
Tatsächlich scheint der Begriiff Ventilsitten älter zu sein. Der römisch-katholische Theologe und Sozialethiker Wilhelm Korff (1926-2019) erwähnt den Begriff 1973 in seiner Habilitationsschrift „Norm und Sittlichkeit. Untersuchungen zur Logik der normativen Vernunft“ (PDF-ePub LMU München, 216 Seiten) und definiert ihn als institutionalisierte Ersatzlösungen der Aggressionssteuerung, die kompensatorische Abreaktion von Aggressionsüberschüssen anbieten (S. 87f.). Die Herkunft des Begriffs erklärt Korff in der Fußnote 38 auf Seite 87: "Der
Begriff »Ventilsitten« wurde von dem deutschen Ethnologen HEINRICH
SCHURTZ (Altersklassen und Männerbünde, Berlin 1903) zur Bezeichnung
jener sozial kanalisierenden Bräuche und Einrichtungen geprägt, in deren
Rahmen bestimmte, von der Gesellschaft für gewöhnlich unterdrückte
Feindseligkeiten und Triebe gefahrlos ausgelebt bzw. auf Ersatzobjekte
umgelenkt werden."
Heinrich Schurtz (1863-1903) wendete sich in seiner 1902(!) erschienen Arbeit Altersklassen und Männerbünde gegen das 1864 vom Schweizer Altertumsforscher Johann Heinrich Bachofen (1815-1887) herausgegebene Werk Das Mutterrecht. Eine Untersuchung über die Gynaikokratie der alten Welt nach ihrer religiösen und rechtlichen Natur, in dem Bachofen die These vertrat, "dass die moderne Gesellschaft sich in drei Stufen entwickelt habe. Danach gab es in der ursprünglichen Form der Gesellschaft, dem «Hetärismus», keinerlei Gesetze oder Heirat, sie gründete völlig in der natürlichen Produktivität der Frauen. Darauf folgte eine vom Mutterrecht bestimmte Gesellschaftsform, die Bachofen in Anlehnung an altgriechische Texte «Gynaikokratie» nannte, und die heute als Matriarchat bezeichnet wird. In dieser Gesellschaftsform war nach Bachofen die Mutter das Oberhaupt der Familie, da die Abstammung über die Mutter ermittelt wurde (Matrilinearität), demzufolge sei die Mutter als lebenspendende Göttin verehrt worden. Das Matriarchat sei dann durch die Männer entmachtet worden, die an seiner Stelle das Patriarchat etablierten." (Zitat Wikipedia: Johann Heinrich Bachofen)
Über die Frage, ob Bachofens Entwicklungsmodell dreistufig oder vierstufig mit Amazonentum als Zwischenstufe zu verstehen ist, bestehen unterschiedliche Auffassungen. (Wikipedia: Geschichte des Matriarchatstheorien#Johann Jakob Bachofen)
Gegen Bachofens Matriarchat-Annahme führte Heinrich Schurtz "den Begriff des Männerbundes in die völkerkundliche Literatur ein und setzte Bachofens entworfener Geschlechter-Dichotomie eine Dichotomie von Männerbund und Familie entgegen, die den Prozess der Kulturschaffung in Gang gesetzt hätte." Heinrich Schurtz fasste Männerbünde "im Gegensatz zum „unbeweglich-familienzentrierten Weib“ als Träger des Prozesses der Erzeugung von Kultur auf. (Zitat Wikipedia: Heinrich Schurtz). Im Register des Buchs Altersklassen und Männerbünde ist Ventilsitten als Begriff nicht aufgeführt und auch nicht per Viewer der Open Library Online-Version Altersklassen und Männerbünde (480 Seiten) als Suchbegriff zu finden.
Trotz gegenteiliger Behauptungen in feministischer Literatur besteht in der Gegenwart "weitgehender Forschungskonsens, dass „sich das Matriarchat als Mutterherrschaft spiegelbildlich zum Patriarchat historisch nicht nachweisen lässt.“ (Zitat Wikipedia: Matriarchat)
5.3 Übergangsriten mit Verbrennung des Sündenbocks
In volkstümlichen Versionen des Rheinischen Karnevals wird am Tag vor Aschermittwoch eine als Nubbel bezeichnete Strohpuppe als Sündenbock verbrannt. Laut Portal Geisterzug des Vereins Ähzebär un Ko e.V. handelt es sich um eine Variante einer Ganzköpermaske des Wintergeists aus vorchristlicher Zeit. Da dessen Identität verheimlicht werden musste, um ihn nicht anzulocken, durfte der Name nicht ausgesprochen werden. Nubbel gilt als Synonym für 'Niemand' (Geisterzug: Wer ist der Ähzebär?). Eine verwandte Variante ist im Rheinland die ebenfalls aus Stroh bestehende Kirmespuppe Zacheies, der die Schirmherrschaft der Kirmes übergeben wird. Der Name der Figur ist vom neutestamentarischem jüdischen Zollpächter Zachäus abgeleitet. Am Ende der Kirmes wird der Zacheies im Rahmen eines feierlichen Festumzugs ebenfalls als Täter aller Untaten im Ort angeklagt und als Sündenbock verbrannt (Lengsdorfer Brauchtum). Eine verwandte Figur ist der Eifeler Ähzebär (ähnlich auch Strohbär), dargestellt von einem jungen Mann in einem Kostüm aus Erbsenstroh, der Karnevalsdienstag durch den Ort getrieben und dessen Kostüm anschließend verbrannt wird.
(Beispiele: Den Ähzebär durch Kommern getrieben - Ähzebär und Schelleböumche - Clip WDR: Der Ähzebär in der Eifel)
Vor der Verbrennung des Nubbels oder Zacheies wird eine Anklageschrift vorgetragen, gegen die sie Verteidiger zunächst zu schützen versuchen. Schließlich sind aber alle Anwesenden überzeugt, dass sie der Nubbel oder Zacheies zum zügel- und sittenlosen Treiben verführt hat und daher als Reinigung von eigenen Sünden und als Rache gegen Verführungen zu verbrennen ist. Frazer sah in Bräuchen dieser Art Verwandtschaft zu antiken oder noch älteren Sündenbockritualen und ähnlichen Bräuchen und deutete sie im Kapitel XXVIII. "Das Töten des Baumgeistes" (S. 431-472) universell im Jahresverlauf als Frühlingsbrauchtum zahlreicher Kulturen. (siehe: "Das Begraben des Karnevals" (S. 439ff.) sowie "Das Hinaustragen des Todes" (S. 484ff.)
Parallelen von Dionysien, Saturnalien, Bacchanlien und mittelalterlichen Volksbräuchen zu öffentlichen Massenveranstaltungen und Festen der
Gegenwart (wie Karneval, Kirmes, Schützenfeste, Sport- und
Musikveranstaltungen) sind nicht zu übersehen. Diese Veranstaltungen
finden nicht zufällig und auch nicht ausschließlich aus kommerziellen
Gründen statt, sondern es handelt sich um kulturell verankerte soziale Mechanismen der Bewältigung sozialer Spannungen, die als Ventilsitten sowohl politischen und ökonomischen Interessen von Machtstrukturen als auch gleichzeitig der individuellen Lebensbewältigung dienen.
Das Portal Geisterzug verortet Ursprünge von Karnevalsbräuchen im vorchristlichen keltischen Brauchtum und hält Verweise auf Rituale der Antike für irrig:
"Es ist eine Mär, dass der rheinische Karneval seine Wurzeln in den römischen Saturnalien und den griechischen Bacchanalien hätte. Die Verbindung zu den Saturnalien wurde erst im Mittelalter hergestellt, als es in Köln Mode war, trotz nicht vorhandener Quellenlage den eigenen Stammbaum bis in römische Zeiten zu erstellen. Da dem Klerus das recht freizügige mittelalterliche Karnevalstreiben ein Dorn im Auge war, wurde das Fest als „Bacchanalien“ beschimpft." (Die Wurzeln des Karnevals)
Diese Auffassung resultiert aus oberflächlichen phänotypischen Vergleichen ritueller Symbole und übersieht Erkenntnisse, über die weitgehend wissenschaftlicher Konsens besteht:
- Wenn Kulturen aufeinandertreffen, treffen vor allem initiale Interaktionen oft feindliche kulturelle Schwellen, aber aus kulturellen Kontakten resultiert auch Austausch von Waren, Leistungen sowie Ideen und Überzeugungen bzw. kulturelle Innovationen, wenn Vorteile derart nützlich sind, dass sie Kulturschwellen zu überwinden vermögen. Die Erfindung von Bronze ist ein berühmtes Beispiel. Kupfer und Zinn konnten nur in weit auseinander liegenden Regionen abgebaut werden und mussten per Fernhandel zwischen unterschiedlichen Kulturen ausgetauscht werden, um Bronze herzustellen.
- Kulturelle Innovationen können sich als Kontaktinnovationen über mehrere Kulturen wechselseitig ausbreiten oder auch per Diffusionismus über weite Distanzen aus kulturellen Zentren in abgelegene Regionen vordringen.
- Bedeutungen von Symbolen sind nicht eindeutig und historisch festgeschrieben, sondern variieren über Bedingungen ihrer Kontexte und verändern sich über Zeit. Unterschiedliche Rituale und ihre Symbole können funktional identische oder ähnliche Bedeutungen haben. Umgekehrt können ähnliche Riten und Symbole je nach Kontext unterschiedliche Bedeutungen und Funktionen haben.
Soziologisch müssen Rituale aus Sicht ihrer funktionalen Bedeutung verstanden und erklärt werden. Gemäß soziologischer Perspektive haben in diesem Post beschriebene Riten starke Gemeinsamkeiten im Sinne von Reinigungs- und Sündenbockritualen, die in jährlichen Zyklen im Zeitraum zwischen Winter und Frühjahr mit Übergangs- und Fruchtbarkeitsritualen sowie religiösen oder magischen Überzeugungen verknüpft sind. Als Sündenböcke können unterschiedliche Symbole identifiziert werden:
- Tiere (z.B. Ziegenböcke),
- Menschen
(wie Christus, der laut christlicher Lehre für die Sünden der gesamten Welt starb,
wie sich feindlich bekämpfende extremistische politische Lager,
wie Juden, die sich im Mittelalter vermeintlich gegen das Christentum versündigt haben
oder im Nationalsozialismus ein rassisch postuliertes Volkswesen als soziale Parasiten vermeintlich vergiftet haben), - zu opfernde Sühnegegenstände,
- symbolisch dargestellte Geistwesen (wie Nubbel, Ähzebär, Zacheies) mit menschlichen und/oder tierischen Eigenschaften.
In komplexen Übergangsritualen wird das alte Jahr mit allen Katastrophen, Schäden und Untaten vernichtet und werden Interaktionen mit Göttern und Geistern repariert, um ohne Altlasten ein fruchtbares neues Jahr gereinigt und störungsfrei beginnen zu können.
Dieses Brauchtum gehört keiner bestimmten Kultur, sondern ist universell zu verstehen und resultiert wahrscheinlich aus Bedingungen, die im Neolithikum mit dem Übergang vom Nomadentum zur Sesshaftigkeit entstanden sind und zu lösende soziale Probleme erzeugten. Unter Bedingungen von Sesshaftigkeit nehmen Abhängigkeiten von Vegetationszyklen und Wetterphänomenen sowie vor allem soziale Konflikte zwangsläufig zu, weil soziale Gemeinschaften größer werden, sich Arbeitsteiligkeit verstärkt und Hierarchien mit sozialer Ungleichheit herausbilden. Menschengruppen sind in ihren Lebensbedingungen gefangen und können lebensfeindlichen Naturbedingungen und sozialen Konflikten nicht mehr durch Ortswechsel ausweichen, aber sie verspüren wahrscheinlich aufgrund biologisch angelegter mentaler Muster Verlangen nach Sinn verleihenden kausalen Erklärungen. (Diese Aspekte greift Teil 2 des Posts auf.)
Aufgrund des Drangs nach kausaler Sinnhaftigkeit erfinden Menschen kulturell verbindlich verankerte Weltmodelle der Erklärung von Realität mittels Mythen und Religionen. Diese in Sozialisationsprozessen vermittelten und individuell verinnerlichten paradigmatischen kulturellen Weltmodelle gelten als vermeintlich wahre Selbstverständlichkeiten und sind nicht hinterfragbar. Weltmodelle können jedoch Gefahren nicht völlig ausschalten und auch Konflikte nicht vollständig verhindern und müssen daher rituell in gemeinsamen Zeremonien symbolisch neutralisiert werden. Da Probleme nicht abschließend eliminierbar sind, entstehen im Jahreszyklus gemeinsam zu praktizierende Bewältigungsrituale. Unter variierenden Bedingungen bringen funktionale Anforderungen neue oder andere Varianten von Ritualen der Spannungsbewältigung hervor, deren Zeremonien und Symbole sich mal mehr und mal weniger ähneln.
Lediglich erwähnt seien im Rahmen dieses Posts zwei relevante Sachverhalte:
- Das wissenschaftliche Paradigma produziert ebenfalls Konstrukte von Weltmodellen. Im Unterschied zu weltanschaulichen Weltmodellen ist sich das wissenschaftliche Paradigma jedoch der Unvollständigkeit und der nicht abschließend beweisbaren Gültigkeit seiner Modelle bewusst und macht nur Aussagen zu prinzipiell prüfbaren empirischen Phänomen. Methodische Qualitätsstandards der Überprüfung von Aussagen entwickeln Wissenschaften im Eigeninteresse selbst. Das wissenschaftliche Paradigma wehrt nicht Kritik an Aussagen mit
Wahrheitsansprüchen ab, sondern es fordert zu Kritik auf und verbessert
seine Modelle in wissenschaftlichen Diskursen.
Allerdings sind Verfahren methodischer Qualitätsstandards oft schwierig und aufwendig und ebenso Kontrollen der Überprüfung. Daher sind auch in Wissenschaften unbewusste Irrtümer sowie bewusste Fälschungen und Lügen keine Seltenheit. - Wenn unterschiedliche innerkulturell vermeintlich gültige weltanschauliche Weltmodelle aufeinandertreffen, entstehen neue Arten interkultureller Großkonflikte z.B. als Religionskriege oder als politische Kriege.
6 Änderungshistorie
21.01.2025 Überarbeitung Kapitel 5.3, Änderung der Post-Überschrift
20.01.2025 Ergänzung Kapitel 5, Erweiterung der Gliederung, Änderung der Überschrift, Korrekturen
13.01.2025 Überarbeitung Kapitel 3.3.1, Fotos erneut eingebunden
12.01.2025 Überarbeitung Kapitel 3.3 und Ergänzung Kapitel 3.3.1
11.01.2025 Veröffentlichung Urversion
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