Samstag, 16. September 2023

Fortschritt vs. Regression, Fortschrittsoptimismus vs. Fortschrittsskepsis, Polarisierung vs. Segmentierung und Diversizifizierung (Update: 13.10.2023)

Veränderungsmuster der Optimierung von Prozessen und Zuständen sowie nützliche Innovationen wertschätzen wir kategorial als Fortschritt. Kategoriale Eigenschaften von Fortschritt bleiben jedoch unscharf. Wenn Fortschritt als Gesetz aufzufassen ist, kann er sich nicht in raffinierter Technik, längerem Leben, optimierter Gesundheit, mehr Komfort, Freizeit, Vergnügen etc. erschöpfen. Fortschritt wäre eine auf evolutionäre Prozesse einwirkende Kraft, durch die sich Welt in Richtung eines globalen Paradieses entwickelt, das seine Tore nicht nur wenigen Menschen öffnet, sondern der Menschheit gutes Leben ermöglicht (was immer darunter zu verstehen ist). Aussichten von Fortschrittsphänomenen konterkarieren in der Realität Wahrnehmungen global disruptiver sozialer, politischer, ökologischer Prozesse und erzeugen Erklärungsbedarf der Widersprüchlichkeit.
Das Projekt dieses Posts fasst Fortschritt als in westlicher Kultur mit Bedeutungsverlusten religiöser Weltanschauungen entstandene säkulare politische Weltanschauung auf. Weltanschauungen basieren auf empirisch nicht prüfbaren Glaubenssätze ethischer Wertesysteme und sind für die Existenz komplexer Sozialsysteme (Gesellschaften) funktional unverzichtbar, weil Persistenz von Sozialsystemen Konsens über Weltanschauungen erfordert. Inhalte von Weltanschauungen und Strategien der Herstellung von Konsens sind austauschbar. Daher kann Fortschrittsdenken Religion ersetzen. Fraglich ist, in wessen Interesse das mit welchen Methoden und welchen Auswirkungen geschieht.
 
Inhaltsübersicht

1     Was ist Fortschritt?
2     Bedeutung und Bedeutungswandel des Begriffs Fortschritt in sprachanalytischer Sicht
3     Fortschritt als kulturelles Programm
3.1  Fortschrittsvorstellungen in historischer Zeitleiste
3.2  Fortschritt in Neuzeit und Gegenwart
4     Fortschritt aus philisophischer Sicht 
4.1  Fortschritt als utilitaristisches Prinzip
4.2  Fortschritt und Regression als sozialphilosophische Metrik der Bewertung kulturellen Wandels (Rahel Jaeggi) 
5     Funktionale Bedeutung von Fortschritt aus soziologischer Perspektive
5.1  Fortschritt auf Handlungsebenen individueller und kollektiver Akteure
5.2  Einordnung von Fortschritt auf der Ebene sozialer Systeme
5.3  Soziale Funktionen von Fortschrittsideen
5.4  Politische Funktionen von Fortschrittsoptimismus
6     Grenzen von politischem Fortschrittsoptimismus und von Fortschrittsskepis als Gegenpolitik
6.1  Der Code des Kapitals
6.2  Fortschrittsskepsis und Grenzen politischer Gestaltungsmacht 
6.3  Einfluss von Machteliten
7     Grenzen von Weltanschauungen, Kartierung der Konfliktlandschaft
7.1  Dualistische Polarisierung vs. Triggerung von Konfliktfeldern (Steffen Mau)
8     Fazit und Ausblick
9     Änderungshistorie des Posts


1 Was ist Fortschritt?(1)
 
Westliche Kulturen haben Industrien zur Produktion von Fortschritt entwickelt. Dass menschlicher Kreativität, Wissenschaften und insbesondere Naturwissenschaften zahllose wertvolle Erkenntnisse zu verdanken sind und Erkenntnisse zahllose wertvolle (aber auch schädliche!) Innovationen ermöglichen, steht völlig außer Frage. Ob Erkenntnisse und Innovationen über Nützlichkeit oder Schädlichkeit hinaus als Fortschritt zu werten sind, ist die Frage, die dieser Post betrachtet. 
 
In Anbetracht eskalierender globaler Krisen und extremer Verteilungsprobleme von Menschenrechten und Lebensqualität verdichten sich Zweifel an Fortschrittsprogrammen westlicher Kulturen und nähren den Verdacht, dass Wegweiser von Fortschrittsideen in die Irre führen. Komplexere nicht-westliche Kulturen schließen sich teilweise und mehr oder weniger erfolgreich nützlichen und schädlichen Entwicklungen an. Segmentäre ethnische oder indigene Kulturen lehnen Fortschrittsdenken westlicher Kulturen überwiegend ab. 
 
Fortschritt ist offensichtlich ein kulturgetränkter Begriff. In westlichen Kulturen gilt Fortschritt als Treiber von Zivilisation bzw. Zivilisation als Ergebnis von Fortschritt und Kultur. Kultur ist in komplexen Lebenszusammenhängen eine Strategie des Erwerbs sowie der Kumulierung und Weitergabe von Wertvorstellungen, Verhaltensweisen, Handlungsprogrammen.(2,3)
 
Die Philosophin Rahel Jaeggi versteht das Begriffspaar Fortschritt und Regression nicht vom Resultat her, sondern als ein sozialphilosophisches Werkzeug für kritische Betrachtungen von Prozessen des Zeitgeschehens und ihren Auswirkungen auf gesellschaftliche Transformation.(4)
 
 
Effizienz und Effektivität vs. Fortschritt 
 
(wartet auf Ausformulierung)
 
Im Unterschied zu kulturellen Fortschrittsvorstellungen enthalten naturwissenschaftliche Beschreibungen eines empirisch wahrnehmbaren physikalischen Universum (Raum, Zeit, Materie, Energie, Leben) keine Vorstellungen gerichteter Entwicklungen im Sinne von Fortschritt, Rückschritt oder Stillstand. 

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  1. Wesentliche Anregungen bezieht dieser Post vom Wikipedia-Artikel Fortschritt sowie von einem Beitrag der Schweizer Philosophen Daniel Speich Chassé in Docupedia-Zeitgeschichte: Fortschritt und Entwicklung
  2. Definition Fortschritt in Gabler Wirtschaftslexikon: Fortschritt
  3. Verweise zu korrespondierenden eigenen Posts:
  4. Philosophie Magazin, Rahel Jaeggi, im Interview mit Friedrich Weißbach: Rahel Jaeggi: "Fortschritt ist weder Fakt noch Ideal"
 
 
2 Bedeutung und Bedeutungswandel des Begriffs Fortschritt in sprachanalytischer Sicht
 
Das digitale Wörterbuch der deutschen Sprache (DWDS) definiert Fortschritt als Weiterentwicklung, Höherentwicklung. Zur Etymologie des Begriffs erklärt das DWDS:
Fortschritt m. ‘Entwicklung vom Niederen zum Höheren, Zweckmäßigeren und vom Einfachen zum Komplizierten’. Zuerst (Ende 17. Jh.) grammatische Bezeichnung für den Geschlechtswandel von Substantiven, dann (18. Jh.) im Sinne von ‘Fortschreiten, Weiterschreiten, Vermehrung’ (s. fort sowie schreiten, Schritt) gebraucht. Nach 1830 wird Fortschritt unter Einfluß von frz. progrès zum Schlagwort der Politik und Philosophie im Hinblick auf die Weiterentwicklung der Menschheit, das ‘Erreichen einer höheren Entwicklungsstufe’. – fortschrittlich Adj. ‘voranschreitend, progressiv, für den Fortschritt eintretend’ (19. Jh.)
 
Sprachwandel macht deutlich, dass Sprache keineswegs als ein ausschließlich neutrales Medium menschlicher Kommunikation zu verstehen ist. Bedeutungen scheinbar neutraler sprachlicher Begriffe sind mit spezifischen sozialen und historischen Kontexten verwoben und können politisch-ideologisch aufgeladen sein. Mit dem Wandel konnotierter Kontexte verändern Begriffe ihre Bedeutung. Auf diesen Sachverhalt macht der Historiker Reinhart Koselleck aufmerksam, dessen Werk sich intensiv mit der Begriffsgeschichte der politisch-sozialen Sprache in Deutschland befasst und eine Reihe politisch konnotierter Begriffe seziert.(1)
 
Mit seinem Hauptanliegen vertritt Koselleck die Überzeugung, dass Geschichte bzw. Geschichtsschreibung keine objektiven Aussagen über die Vergangenheit extrahiert, sondern subjektive Träume von Historikern beschreibt, hinter denen ein moralisches Programm steht. Sprachanalytisch entlarvt Koselleck u. a. die Begriffe Geschichte, Revolution, Toleranz, Patriotismus, Bürger etc. sowie den Begriff Fortschritt als Kollektivsingular.

Erläuterung des Begriffs Fortschritt im Wikipedia-Artikel Fortschritt:
Die Bezeichnung ist sprachlich eine Substantivierung (von fortschreiten) und ein positiv konnotierter Kollektivsingular (Sammelbezeichnung in der Einzahl, obwohl es eine Mehrzahl gibt). Kollektivsingulare werden oft verwendet, um einem subjektiven Inhalt den Charakter von Objektivität zu verleihen, ihm größeres Gewicht zu geben und in ausschließlich positivem Licht erscheinen zu lassen. Auf diese Weise sollen wertfreie Tatsachen schon vor einer gründlichen Analyse ihrer Bedeutung [...] „im Namen des Fortschritts“ unkritisch positiv bewertet werden, indem sie durch Immanuel Kants Idee vom beständigen „Fortschreiten zur Vollkommenheit […] vom Schlechteren zum Besseren“ geadelt werden.

Koselleck stellt fest, dass politisch konnotierte Begriffe im Zeitraum von 1750 bis 1820 in Kontexten der europäischen Expansion sowie der Französischen Revolution bzw. des untergehenden Feudalsystems und der einsetzenden industriellen Revolution ihren Inhalt und ihre Funktion ändern. In diesem historischen Kontext wurde Fortschritt zu einem politischen Schlagwort mit normativen politischen Ansprüchen:
„Das Wort Fortschritt [...] meint nicht mehr, dass irgendetwas vorankommt, sondern es bündelt viele einzelne Erfahrungen der Verbesserung menschlicher Lebensumstände – in der Technik, der Medizin, der Wirtschaft oder der Erziehung – zu der Vorstellung, dass die ganze „Menschheit“ (Kollektivsingular!) sich auf einer Bahn zu immer größerer Vollkommenheit bewegt. Man erzählt nicht mehr Geschichten von Menschen, denen es besser geht – man erzählt den Fortschritt der Geschichte der Menschheit.“(2)

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  1. Quellen:
    •    Wikipedia: Reinhart Koselleck
    •    Jürgen Kaube, Deutschlandfunk: Vom politischen Einsatz der Sprache
    •    Reinhard Mehring, HU Berlin, H/SOZ/KULT: R. Koselleck: Begriffsgeschichten
    •    Torsten Bathmann, HU-Berlin, H/SOZ/KULT: Rezension Koselleck
    •    Martin Meyer, NZZ: Geschichte als Idee und als Wirklichkeit
  2. Jürgen Kaube, a.a.O.
 
3 Fortschritt als kulturelles Programm

Vorstellungen von Fortschritt beziehen sich auf Werke bzw. Kulturleistungen von Menschen und basieren auf kulturell entwickelten Wertvorstellungen, deren Gültigkeit als vermeintlich nicht hinterfragbare Selbstverständlichkeiten kollektiv verankert sind, deren inhaltliche Bedeutungen sich jedoch über Zeit verändert. Auf anthropozentrischen Vorstellungen kultureller Art beruhende Fortschrittsideen umfassen auf Kulturräume bezogene Annahmen über Innovationen im Sinne willentlicher und gezielter Verbesserungen von Zuständen und Prozessen, die als Steigerung von Lebensqualität gewertet werden.  


3.1 Fortschrittsvorstellungen in historischer Zeitleiste

In antiker Philosophie sind Vorstellungen von Fortschritt im Sinne von Wachstum und Bewegung in Richtung Verbesserung, Erkenntnis des Verborgenen, Weisheit verbreitet. Entwicklungen der Welt bleiben jedoch zirkulären Gesetzen des Entstehens und des Vergehens unterworfen. Die Dynamik dieses Kreislaufs bleibt gemäß antiker Auffassung erhalten, weil zunehmender Fortschritt den Verfall von Sitten und dieser den Untergang von Kulturen treibt.(1)
 
Im frühen Christentum ist der Lauf der Welt vom göttlichen Willen bestimmt, durch den unverrückbare Zäsuren gesetzt sind: Erschaffung der Welt, Vertreibung aus dem Paradies und Erbsünde, Erscheinen Christi, Weltgericht am Ende der Zeiten. Materieller Fortschritt im Sinne der Entwicklung von Kulturtechniken ist unter dominierenden religiösen Weltanschauungen durchaus möglich, aber er bleibt als reines Menschenwerk auf dem Weg zum Weltende episodisch. Erst im Spätmittelalter verbreiteten sich Vorstellungen der Vermehrung und Vervollkommnung menschlichen Wissens.

Neuzeitliche Fortschrittsideen entwickelten sich ab dem 14./15. Jahrhundert in der als Renaissance bezeichneten Periode im Kontext der europäischen Expansion. Um das Jahr 1700 einsetzende, auf Ideen der Antike basierende und als Aufklärung verstandene Entwicklungen rationalen Denkens griffen antike Fortschrittsideen auf. Fortschritt wurde als ein unvollendeter Emanzipationsprozess gedacht, mit dem sich Wertvorstellungen von religiösen Dogmen lösten und Vernunft zur vorrangigen Urteilsinstanz gegenüber Traditionen erklärt wurde.

Mit Blick auf die Kolonialgeschichte und auf vermeintlich barbarische Völker entstanden in Europa Vorstellungen einer Universalgeschichte des Fortschritts, in der sich Europa zum Vorbild einer aufgeklärten rationalen Menschheitskultur im Sinne eines weltgeschichtlichen Prinzips erhob. Mit der im 18. Jahrhundert einsetzenden industriellen Revolution erfuhren Fortschrittsvorstellungen vermeintlich objektive Bestätigungen und verfestigten sich als kulturelle Leitideen. Zitat Erich Fromm:
"Die große Verheißung unbegrenzten Fortschritts - die Aussicht auf Unterwerfung der Natur und auf materiellen Überfluß, auf das größtmögliche Glück der größtmöglichen Zahl und auf uneingeschränkte persönliche Freiheit – das war es, was die Hoffnung und die Zuversicht von Generationen seit Beginn des Industriezeitalters aufrechterhielt.
[…]
Leben erst alle in Wohlhabenheit und Komfort, dann, so nahm man an, werde jedermann schrankenlos glücklich sein. Diese Dreieinigkeit von unbegrenzter Produktion, absoluter Freiheit und uneingeschränktem Glück bildete den Kern der neuen Fortschrittsreligion, und eine neue irdische Stadt des Fortschritts ersetzte die »Stadt Gottes«.
"(2)

Fortschritt wurde nicht als ein sich stetig entwickelnder und unmittelbar sichtbarer Prozess  aufgefasst, sondern als ein Gesetzmäßigkeit der Naturbeherrschung beschreibender kategorialer Begriff. Gemäß dieser Denkweise setzt sich diese Gesetzmäßigkeit trotz kurven- und windungsreicher Entwicklungen per Saldo durch und verbessert das Leben der Menschheit insgesamt. Kumulierungen wissenschaftlicher Erkenntnisse und technischer Innovationen wurden als Indikatoren dieser Gesetzmäßigkeit verstanden.

Immanuel Kant (1724-1804) und Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831), Hauptvertreter des Deutschen Idealismus, nahmen an, dass sich die individuelle sittliche Verfassung von Menschen nicht zwangsläufig parallel zum Fortschrittsprinzip entwickelt. Mangelnde Bildung, egoistische Interessen und unkontrolliertes instinktives Verhalten bewirken Rückschritte, Verbrechen, Leiden und erfordern immer wieder neuen großen Aufwand zu deren Beseitigung. Die in der Antike als rhetorisches Muster bekannte Dialektik fasste Hegel als Motor der Fortschrittsbewegung auf und erklärte den dialektischen Dreischritt zum universellen zirkulären Prinzip von Bewegung in Richtung Fortschritt. Treiber der Bewegung ist die Gegensätzlichkeit von Erkenntnisgegenständen, die zur Auflösung in einem Zustand höherer Qualität (Synthese) zwingt und anschließend erneut in Gegensätzlichkeit zerfällt.

Karl Marx (1818-1883) verstand Ideen eines in der Natur verankerten Fortschrittsprinzips als Missverständnis und fasste Fortschritt als eine kulturelle Entwicklung in Richtung abnehmender Fremdbestimmung bzw. Ausbeutung , mit der sich individuelle kreative Freiheit entfaltet.
 
 
3.2 Fortschritt in Neuzeit und Gegenwart
 
Überlegenheit militärischer, ökonomischer, technologischer Entwicklungen verhalf ab dem 14./15. Jahrhundert europäischen Staaten zur globalen europäischen Expansion. Europäisches Denken schließt aus dieser Dominanz auf Überlegenheit westlicher Kultur und wertet distinktives Denken einer globalen Majorität von Ethnien als rückständig und minderwertig. Seit dem späten 19. Jahrhundert verdichtet sich dieses Denken im Selbstverständnis westlicher Staaten als Agenturen, die der Menschheit global zu Fortschritt verhilft.
 
Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts gerät die Fortschrittsidee unter Kritik. In Anbetracht sich manifestierender Folgen des Fortschrittsdenkens dominanter westlicher Kulturen reklamieren etliche Philosophen und ethnologische Forscher kulturkritische Einwände gegen ethischen Universalismus, der eigener Erkenntnisfähigkeit und Kreativität uneingeschränkt vertraut und Konsequenzen eigenen Denkens ignoriert. Insbesondere kulturrelativistische Konzepte vertretende vergleichende ethnologische Forschung weist universale Ansprüche des westlichen Fortschrittsbegriffs als Ethnozentrismus und imperiale Arroganz zurück.

Gewicht verleihen dieser zunächst in intellektuellen Kreisen formulierten Kritik eine Reihe unübersehbarer empirischer Sachverhalte:
  • 2 Weltkriege, 
  • Holocaust und zahlreiche weitere rassistische Genozide,
  • eine von der Großen Depression ab Ende 1920er Jahre verursachte Modernisierungskrise, auf die staatliche Machtpolitik mit Intensivierung ihrer Instrumente reagiert, 
  • Prozesse der Dekolonisation,
  • Zusammenbrüche politischer Ordnungen,
  • imperiale Neuordnungen,
  • nicht zuletzt globale ökologische Krisen.
Globale Krisen und durch technologische Innovationen verursachter Strukturwandel erschüttern auch in der Bevölkerung verbreiteten Fortschrittsoptimismus und wecken Zweifel, ob Menschen den von ihnen initiierten Fortschritt zu kontrollieren vermögen. Ab den 1970er Jahren sich verschärfende globale Krisen verstärken Zweifel an Fortschrittsvorstellungen. Gleichzeitig verlieren als Fortschrittsagenturen agierende Staaten Glaubwürdigkeit und Legitimität.(3,4)

Während Karl Jaspers und Karl Raimund Popper in Anbetracht der Krisen an entschlossenes Vertrauen in Kräfte der Vernunft appellieren, diagnostizierten Max Horkheimer und Theodor W. Adorno im Fortschritt eine „Tendenz zur Selbstvernichtung“.(5) Unterschiedliche Einordnungen von Fortschritt in philosophischer Diskussion verweisen auf fehlende empirische Evidenz von Fortschritt.(6,7)
 
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  1. Historisches Wörterbuch der Philosophie: Fortschritt
  2. Erich Fromm: Haben oder Sein, 1976, Seite 6
  3. Glaubwürdigkeitskrisen von Fortschrittsvorstellungen dokumentieren zahlreiche Analysen, Studien, Berichte, auf die hier beispielhaft verwiesen sei:
  4. Ein optimistisches Bild vom Zustand der Demokratie in Deutschland zeichnet der konservative Historiker und Politiker Hans Maier:
  5. Volker Gerhardt in: Staatslexikon online: Fortschritt
  6. Essay von Dieter Hoffmeister in SuN (Soziologie und Nachhaltigkeit) 02/2015: Fortschritt zwischen Illusion und Störfall. Zur Antiquiertheit des Fortschrittsbegriffs in Zeiten gesellschaftlicher Transformation (PDF, 26 Seiten)  
  7. Reinhard Piechocki in SSOAR (2002): Altäre des Fortschritts und Aufklärung im 21. Jahrhundert (PDF, 46 Seiten)

4 Fortschritt aus philosophischer Sicht

Aussagen über Nützlichkeit basieren auf individuell oder situationsspezifisch variierenden kulturabhängigen Vergleichen und Bewertungen, die keine universelle Gültigkeit beanspruchen können. Was für den einen gut ist, kann für den anderen schlecht sein. Was in der einen Situation geboten ist, kann in einer anderen Situation fatal sein. Sinnorientierte Sichtweisen erfuhren mit Verwissenschaftlichung der Welt eine fundamentale Wende.

 
4.1 Fortschritt als utilitaristisches Prinzip
 
Der englischer Philosoph und Staatsmann Francis Bacon (1561-1626) formulierte zu Beginn der Neuzeit in seinem Werk Neues Organon (Original: Novum organum scientiarum,1620) das Credo Wissen ist Macht, mit dem er ein Fundament der Aufklärung mauerte, auf dem wissenschaftliche Aneignung von Natur aufbaute. „Wissenschaft wurde nunmehr ein Mittel zur Erreichung rein menschlicher Zwecke wie der Sicherung des Wohlergehens, der Steigerung des Reichtums und der Erhaltung der Gesundheit.“(1)

Wie diese menschlichen Zwecke erreichbar sind, formulierte der englische Philosoph Jeremy Bentham (1748-1832) mit dem utilitaristischen ethischen Prinzip des größten Glücks der größten Zahl, auf dem moderner Hedonismus und Liberalismus basieren. Utilitarismus behauptet universelle Gültigkeit, aber er ist nicht weniger dogmatisch als jede andere ethische Weltanschauung.(2) Der amerikanische Philosoph John Rawls hat dem utilitaristischen Credo vehement mit guten Argumenten widersprochen.(3) Fortschrittsideen steigern utilitaristische Prinzipien mit Verweisen auf empirisch unzugänglichen metaphysischen Universalien zu einer Weltanschauung höherer Ordnung.(4)
 
Vermeintlich keiner sozialen Verantwortung, sondern ausschließlich Erkenntnis verpflichteter und wertfrei agierende Wissenschaften entfalten eine neuartige Macht des Wissens, die für herrschende Machteliten hoch attraktiv ist und Wissenschaften in Versuchung führt. Vor allem eine Majorität von Naturwissenschaftlern, aber auch Kulturwissenschaftler sind in ihrer Arbeit von Machteliten nicht nur beeinflusst, sondern lassen sich für deren Interessen aus Gründen von Eigennutz instrumentalisieren. Wissensbezug und Nähe zur Macht stellen in der Geschichte von Fortschritt und Entwicklung eine Kontinuität dar, konstatiert Daniel Speich Chassé.(5) Öffentlich weniger bekannt sind Einflüsse von Großverlagen auf wissenschaftliche Veröffentlichungen. Veröffentlichungen werden nicht aufgrund wissenschaftlicher Relevanz publiziert, sondern dann, wenn sie Verlagen Profit versprechen.(6) Damit nehmen Großverlage Einfluss auf Wissenschaften. Wer Großverlage mit welchen Motivationen steuert, bleibt eher intransparent.
 
Wissenschaft ist lediglich gemäß ihrem Anspruch eine wertfrei und ausschließlich Erkenntnis verpflichtete Veranstaltung. In der Realität befindet sich Wissenschaft in einer wechselseitigen, oftmals intransparenten und teilweise ethisch nicht zu rechtfertigenden Abhängigkeit mit Politik und Wirtschaft.
 

4.2 Fortschritt und Regression als sozialphilosophische Metrik der Bewertung kulturellen Wandels (Rahel Jaeggi)

Im Namen von Konzepten des Fortschritts, der Emanzipation, der Aufklärung hat sich ein imperialistisches Entwicklungsmodell mit zahllosen Opfern, Gräueltaten und Ungerechtigkeiten etabliert. Dass mit der Aufarbeitung dieser Prozesse auch die zu ihrer Rechtfertigung herangezogenen Konzepte verworfen werden, hält die an der Humboldt-Universität zu Berlin lehrende Philosophin Rahel Jaeggi hält für falsch. Jaeggi reklamiert, dass mit der Verurteilung dieser Konzepte analytische sozialphilosophische Kriterien verlorengehen, die Bewertungen bedeutender Dynamiken von Veränderungsprozessen der Lebenswelt in ihren Kontexten ermöglichen. Rahel Jaeggi plädiert für einen Fortschrittsbegriff, der weder als Sachverhalt noch als ein Ideal aufzufassen ist, sondern als ein analytisches Kriterium retrospektiver Bewertungen von Dynamiken des sozialen Wandels.(7)

Jaeggi verteidigt ein krisentheoretisch-pragmatisches Fortschrittsmodell, gemäß dem Fortschritt nicht als Sachverhalt aufzufassen ist, sonder sich als ein in Krisen lebensweltlicher Dynamik anreichernder Problemlösungsprozess vollzieht, ohne regressive Nebenwirkungen zu verursachen.(8) Für das Verständnis des Modells ist der Unterschied zwischen Problem und Krise von Bedeutung. 
  • Wenn etwas nicht so funktioniert, wie es sollte, weil es defekt ist und Defekte durch Reparatur oder Ersatz gelöst werden können, handelt es sich um ein Problem.
    Beispielsweise erzeugt eine heilbare Erkrankung oder ein Knochenbruch Probleme. Auch ein Hochwasser erzeugt als singuläres Ereignis lediglich Probleme. Diese können große Schäden und viele Opfer verursachen, aber wenn für die Zukunft wirksame Gegenmaßnahmen möglich sind, handelt es sich um Probleme.
  • Vor Krisen ist dann zu sprechen, wenn dauerhafte Defekte auftreten, die mit bewährten Strategien nicht lösbar sind, z.B. Bildungskrise, Rentenkrise, Bevölkerungswachstum, demografischer Wandel, Migrationskrise, Klimakrise etc..
    Die Klimakrise macht Krisenmuster beispielhaft verständlich. Durch Bevölkerungswachstum, technologische Innovation ausgelöste und von ökonomischen bzw. weltanschaulichen Paradigmen abgesegnete Entwicklungsprozesse erzeugen nicht beabsichtigte Klimaveränderungen. Diese übersteigen Horizonte menschlicher Erfahrung und verursachen u.a. nicht nur einen unbeherrschbaren Anstieg des Meeresspiegels, sondern sie verschieben auch Vegetationszonen und landwirtschaftlich nutzbare Räume, verändern die Diversität biologischer Arten und machen Hochwasser in nicht vorhersehbaren zeitlichen Abständen und nicht vorhersehbaren Auswirkungen zur Regel.
Krisen erfordern innovative neue Lösungsmuster und erzwingen daher das Erlernen neuer Lösungsmodi. Transformationsprozesse können kontinuierlich evolutionär auftreten oder auch radikale bzw. revolutionäre Veränderungen erfordern. Krisen erzeugen kulturellen Wandel. Dieser kann gelingen oder auch misslingen. Gelungene Transformationsprozesse dieser Art versteht Jaeggi als Fortschritt.(9)
 
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  1. Reinhard Piechocki, Altäre des Fortschritts, a.a.O.
  2. Ohne Vertiefung sei am Rande angemerkt, dass lediglich Methoden von Wissenschaften empirische Prüfbarkeit von Aussagen erfordern, aber Wissenschaften selbst in ihrem Kern auf nicht prüfbaren axiomatischen Grundsätzen basieren, die sich von Erzählungen bzw. Narrativen nicht prinzipiell unterscheiden. 
  3. John Rawls:
  4. Wolfgang Liebert: „Das Konzept der utilitaristischen Ethik – eine kritische Betrachtung“ (PDF, 7 Seiten).
  5. Daniel Speich Chassé: Fortschritt und Entwicklung, a.a.O.
  6. FAZ, 19.09.2023: Die Zukunft gehört den Großverlagen
  7. Interview mit Rahel Jaeggi im Philiosophie Magazin, 22.06.2022: Rahel Jaeggi: "Fortschritt ist weder Fakt noch Ideal".
  8. Rahel Jaeggi: Fortschitt und Regression, Suhrkamp, Berlin 2023.
  9. Vgl. Jaeggi, a.a.O., S. 191ff.

5 Funktionale Bedeutung von Fortschritt aus soziologischer Perspektive
 
5.1 Fortschritt auf Handlungsebenen individueller und kollektiver Akteure

Alle Menschen teilen eine Reihe biologischer Grundbedürfnisse. Über Grundbedürfnisse hinaus entwickeln Menschen je nach Art und Stärke von Einflussfaktoren eine mehr oder weniger große Anzahl individueller Bedürfnisse. Wenn Menschen gefragt würden, was Fortschritt für sie bedeutet, könnten sie wahrscheinlich mit Bezug auf ihre Bedürfnisse spontan eine Reihe von Sachverhalten benennen.(1) Allerdings würde sich auch zeigen, dass nicht jeder die gleichen Sachverhalte nennt, sondern in Summe ein breites Spektrum von Sachverhalten als Fortschritt bewertet wird. Bei einer Befragung von Menschen unterschiedlicher Kulturräume würde das Spektrum von Antworten sicherlich noch erheblich breiter ausfallen. Dieser Sachverhalt macht bewusst:
  • Aussagen zu Fortschritt beruhen auf Bewertungen.
  • Bewertungen von Fortschritt resultieren aus individuellen Nutzenerwägungen.
  • Nutzenerwägungen individueller Akteure betreffen die persönliche Wohlfahrt und variieren subjektiv mit der von zahlreichen Faktoren beeinflussten jeweiligen persönlichen Lebenssituation (Alter, Wohlstand, Bildung, Gesundheit, sozialer Status, soziale Vernetzung, kulturelle Zugehörigkeit etc.).
  • Ansprüche auf persönliche Wohlfahrt können zwischen Individuen miteinander konkurrieren und Konflikte erzeugen. Kulturelle Regelwerke hegen diese Konflikte ein. Das politische und soziale Management dieser Konflikte wird jedoch mit abnehmender sozialer Kontrolle und zunehmender individueller Autonomie lückenhafter.
Als Ergebnis ist anzumerken, dass Fortschritt auf der Ebene individueller Interessenlagen keine empirisch evidenten Sachverhalte benennt, sondern sich aus der individuellen Lebenssituation ableitet und persönlichen Nutzen bewertet.

Kooperierende Individuen bilden kollektive (oder korporative) Akteure. Kollektive Akteure treten im sozialen Raum ähnlich wie individuelle Akteure auf, aber sie vertreten distinktive funktionale Zwecke und sind daher mit jeweils spezifischen Werten und Handlungslogiken ausgestattet. Daher variieren Nutzenerwägungen auf der kollektiven Ebene über spezifische Funktionen und Zweckbestimmungen von Institutionen und Organisationen. 

Inhaltliche Ausprägungen von Fortschritt variieren für individuelle und kollektive Akteure über nicht oder nur teilweise verallgemeinerungsfähige jeweilige funktionale Bedürfnisse.
 

5.2 Einordnung von Fortschritt auf der Ebene sozialer Systeme

Da Nutzenerwägungen von Kollektiven und Individuen eher selten übereinstimmen, bilden Überschneidungen von Interessenlagen regelmäßig Konfliktstoff, der befriedet werden muss, um Kooperation zwischen Menschen zu ermöglichen. In einfachen Face-to-Face-Interaktionen kann Konsens stück- und fallweise ausgehandelt werden. Diese Strategie ist nicht effizient und darum für größere und persistente soziale Verbände ungeeignet. Persistenz sozialer Verbände benötigt allgemein verbindliche Regelwerke.

Inhaltliche Ausgestaltungen solcher Regelwerke können relativ beliebig definiert sein. Empirisch zeigt sich jedoch, dass soziale Verbände für ähnliche Problemstellungen ähnliche Lösungen entwickeln, was jedoch nicht immer augenscheinlich ist, weil sich kulturell unabhängig entwickelte Lösungen in Details unterscheiden. Darüber hinaus zeigt sich, dass sich mit zunehmender Komplexität sozialer Systeme funktionale Anforderungen an verbindliche Regelwerk verändern. Parallel nehmen mit zunehmender Komplexität sozialer Systeme systemrelevante soziale Konflikte und Krisen potentiell zu, weil Gemengelagen zwischen konkurrierenden kollektiven Akteuren sowie Überschneidungen von Interessen individueller und kollektiver Akteure prinzipiell nur unvollständig organisierbar und kontrollierbar sind.

Aufgrund dieses Sachverhaltes stellt die Sicherstellung von Persistenz komplexer sozialer  Systeme hohe Anforderungen an den Verbindlichkeitsgrad gemeinsamer Zielausrichtungen. Zielvorgaben und Kontrollen dieser Gemengelagen ermöglichen verbindliche dogmatisch-weltanschauliche Wertsysteme, wenn sie weitgehenden Konsens über gemeinsame Werte, Ziele und Verhaltensnormen herzustellen vermögen. Dieser Zusammenhang macht deutlich, dass dogmatische Weltanschauungen keineswegs funktional wertlos sind. Konsens über Weltanschauungen ermöglicht Persistenz sozialer Systeme mittels grundlegender kultureller Orientierung zu Werten, Überzeugungen, Sichtweisen von Weltverständnissen und der Verteilung von Rollen sozialer Akteure.

In globaler Perspektive bringt Bedarf an verbindlichen gemeinsamen Weltanschauungen nur wenige strategische Muster hervor, die sich inhaltlich und programmatisch zwar unterscheiden, aber funktional vergleichbar sind. Zu diesen Mustern zählen Religion, Humanismus, Nationalstaaten, Kapitalismus, Kommunismus/Sozialismus, Fortschritt sowie wahrscheinlich eine Reihe weiterer, hier nicht aufgeführter Strategien. In der Neuzeit hat sich Wissenschaft als ein weltanschauliches strategisches Metaprogramm der Konstruktion, Analyse, Bewertung beliebiger Sachverhalte herausgebildet.

Im Unterschied zu wissenschaftlichen Aussagen, die prinzipiell prüfbar bzw. widerlegbar sein müssen, verkünden dogmatische Weltanschauungen Wahrheiten, deren Aussagen weder beweisbar noch widerlegbar sind und daher keine Wissenschaftlichkeit beanspruchen können. Reibung zwischen dogmatischen und wissenschaftlichen Aussagen ist unvermeidbar.


5.3 Soziale Funktionen von Fortschrittsoptimismus

Bis zum 18. Jahrhundert bildete Religion als Weltanschauung den Motor westlicher Kulturen. Mit dem Prozess der Säkularisierung fällt Religion als Programmatik der Harmonisierung sozialer Konflikte, der Konsensbildung und als Instrument von Machtpolitik aus. Die Lücke füllt konsensbasierter Fortschritt. Die funktionale soziologische Betrachtung dieses Kontextes identifiziert Fortschritt nicht als empirisch evidenten Sachverhalt und auch nicht als universale Kategorie, sondern einerseits als eine mögliche Strategie der Bewältigung funktionaler Anforderungen komplexer sozialer Systeme und andererseits als Strategie der Absicherung von Macht. Weltanschauliche Strategien sind politisch wertende Begriffe. Macht hat gleichzeitig ein starkes Interesse an Fortschritt und an Systemstabilität, weil Konsens über Fortschritt soziale Systeme stabilisiert und Macht die Persistenz ihrer eigenen Dominanz abzusichern versucht.  

Der Fortschrittsmotor dieses Modells lief in einem globalgeschichtlichen Moment von ca. 250 Jahren nicht störungsfrei, aber er lief. Treibstoffe dieses Motors bilden ansteigendes Wohlstandsniveau, persönliche Wohlfahrt, Freiheiten relativer Autonomie. Allerdings hat das Fortschrittsmodell einige gravierende Schwächen und ist daher anfällig für sich wechselseitig verstärkende ökologische und soziale Krisen:
  • Das Fortschrittsmodell erzeugt Wohlstand westlicher Kulturen durch Ausbeutung ökonomisch und politisch schwacher Kulturen und provoziert in diesen Kulturen tiefe Krisen.
  • Wohlstand des Westens resultiert aus Sklaverei, Kolonialismus, Genoziden.(2)
  • Das Fortschrittsmodell  beschleunigt den Verbrauch endlicher Ressourcen und ruiniert per Saldo globale Lebensgrundlagen.
  • Das Fortschrittsmodell beschleunigt die Dynamik des sozialen Wandels. Ob menschliche Kulturen über hinreichende Fähigkeiten der Anpassung bzw. Gestaltung des Wandels verfügen, ist zweifelhaft.
(3)
Solange ein als angemessen empfundener Wohlstandszuwachs in der Breite realisierbar ist, bleiben Verteilungskrisen je nach Staatsmodell in unterschiedlicher Ausprägung politisch kontrollierbar. In sozialstaatlichen Prinzipien verpflichteten Staaten sind Verteilungskrisen politisch kontrollierbarer als in Staaten, in denen Shareholder-Ethik dominiert und Stakeholder-Interessen vernachlässigt werden. Aus diesem Grund verfügen Staaten wie USA, UK, Frankreich etc. über schwächere Instrumente politischer Kontrolle und evozieren Verteilungskrisen deutlicher als westmitteleuropäische und skandinavische Staaten.(4)
 
 
5.4 Politische Funktionen von Fortschrittsideen

Die Menschheit bildet keine amorphe Masse. In vereinfachender analytischer Betrachtung setzt sich die Menschheit aus kulturellen Ethnien zusammen, die sich jeweils vertikal und horizontal differenziert aufgliedern.(5) Innerhalb von Ethnien können zwar weltanschauliche Wertsysteme breit streuen, aber nur wenige Wertsysteme erzeugen kulturelle Verbindlichkeit. Kulturell verbindliche Wertsysteme werden von Machteliten vorgegeben bzw. durchgesetzt und dienen keinen humanitären Zwecken und auch nur mittelbar der Persistenz von Sozialsystemen, sondern egoistischen Interessen dieser Eliten, die am stärksten von persistenten Sozialsystemen profitieren, sich darum um persistente Zustände nachdrücklich bemühen und nichts so sehr fürchten wie politische Revolutionen. Ein Artikel der Handelszeitung, eine Schweizer Wirtschaftszeitung, berichtet, dass sich Verteilungseffekte von Innovation fast ausschliesslich auf Spitzeneinkommen einer kleinen Elite auswirken.(6)  

Öffentliche Aufgaben staatlicher Politik umfassen u.a. Herstellung und Aufrechterhaltung systemischer Stabilität sowie das Einhegen von durch sozialen Wandel verursachte Krisen. Programmatiken von Demokratiemodellen, Rechtssicherheit, sozialstaatlichen Programmen bleiben jedoch grundsätzlich defizitär, weil
  • staatliche Politik für große Anteile der Bevölkerung intransparent und unverständlich ist,
  • Anpassungen von Werten, Normen und Leistungen dem sozialen Wandel stets hinterherhinken, 
  • das Fortschrittsmodell, wie bereits das Religionsmodell, asymmetrische Verteilungen von Benefits begünstigt und als sozial ungerecht wahrgenommen wird,
  • die Umsetzung staatlicher Aufgaben einen kostenintensiven Verwaltungsapparat benötigt, der große Anteile gesamtgesellschaftlicher Wertschöpfung verbraucht,
  • der Verwaltungsapparat für die Majorität der Bevölkerung intransparent ist,
  • der Verwaltungsapparat zur Verselbständigung und zur Erzeugung von ‚Bürokratiemonstern‘ tendiert.
Um systemische Stabilität herzustellen und aufrechtzuerhalten und nicht die politische Kontrolle über Verteilungskrisen unterschiedlicher Art zu verlieren, sind sozialverträglicher Wohlstand und individuelle Benefits in der Breite erforderlich, die finanziert werden müssen. Darum sind westliche Kulturen zu Wirtschaftswachstum verurteilt. Wenn Wachstum über mehrere Jahre ausfällt und gleichzeitig Asymmetrien der Verteilung zwischen Reichtum und Armut sowie zwischen Privilegien und Diskriminierung zunehmen, geraten Staatsmodelle in Krisen.
Selbst wenn stabiles Wirtschaftswachstum möglich sein sollte, zeichnet sich aktuell ab, dass sich Fortschrittsideen westlicher Kulturen als nicht dauerhaft tragfähig erweisen könnten, weil sie die Welt ruinieren.
 
Das Argument, Fortschritt und Wirtschaftswachstum seien im Interesse des Gemeinwohls unverzichtbar, verbirgt als Scheinargument den Sachverhalt, dass Fortschritt und Wirtschaftswachstum primär der Absicherung und Ausweitung von Macht dient.(7) Durchsetzen konnte sich Fortschritt als weltanschauliches Konstrukt, weil es in fast schon ‚genialer‘ Art und Weise trotz dominierenden Interessen von Machteliten ebenfalls dem Gemeinwohl dient und soziale Systeme mittels Konsensbildung stabilisiert.

Allerdings trägt Fortschritt über die Verursachung von Verteilungsungerechtigkeit hinaus zur Entwicklung von Instrumenten der Gewaltausübung bei. Erst mit dem Übergang zur Sesshaftigkeit entstand im nennenswerten Umfang Privateigentum und mit ihm Konfliktpotential zwischen Individuen über Eigentumsfragen. Zwischen Individuen oder kleinen sozialen Verbänden ausgetragene Eigentumskonflikte sind auch bei Gewaltanwendung nicht als Kriege aufzufassen. Militärische Kriege im Sinne „organisierter und unter Einsatz erheblicher Mittel mit Waffen und Gewalt ausgetragener Konflikt(e)“ zwischen Kollektiven entstanden mit der Herausbildung herrschender Machteliten als Instrumente der Ausdehnung oder des Schutzes von Interessen dieser Eliten.(8)

Moderner Fortschritt hat herrschende Machteliten keineswegs eliminiert, weshalb in der Gegenwart nach wie vor militärische Kriege ausgetragen werden. In der Konkurrenz zwischen Industrieländern veränderte und verlagerte sich jedoch die Art der Kriegsführung. In der Gegenwart entfalten sich in globalen Märkten unmilitärische Kriege, die als Wirtschaftskriege mit Hilfe 'fortschrittlicher' wissenschaftlicher und technischer Innovationen ausgetragen werden. Aktuelle Entwicklungen gestatten ungegenständliche Kriegsvarianten in virtuellen Räumen, die als Cyberkriege per Datenmanipulation geführt werden und immense Sach-, Vermögens- und Vertrauensschäden verursachen können. Laut Bitcom verursachte Cyberkriminalität allein in der deutschen Wirtschaft in den letzten 3 Jahren Schäden in Höhe von jeweils mehr als 200 Milliarden Euro (wie auch immer diese Zahl ermittelt sein mag).(9) In der Höhe nicht abzuschätzende Schäden öffentlicher Einrichtungen (Krankenhäuser, Universitäten, Verkehrsleitstellen etc.), Behörden und Privatpersonen sind hinzuzudenken. Seit 2019 übersteigen polizeilich erfasste Fälle von Cyberkriminalität in Deutschland die Zahl von 100.000.(9) Die Dunkelziffer dürfte hoch sein.

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  1. Statista, Umfrage zum Fortschrittsverständnis in Deutschland: Was verbinden Sie persönlich mit dem Begriff „Fortschritt“?
  2. Ursachen europäischen Wohlstands:
  3. Wikipedia: Sozialer Wandel. Debatte und Kritik
  4. Im Kontexte dieses Posts ist das betriebswirtschaftliche Modell des Shareholder- vs. Stakeholder-Value-Ansatz politisch gedacht. Beschreibung der betriebswirtschaftliche Prinzipien des Modells im Portal Frankfurt School: Betriebswirtschaft: Shareholder- vs. Stakeholder-Value-Ansatz
  5. In der Realität sind Grenzen von Ethnien aufgrund kultureller Diffusion unscharf und teilweise nur noch hilfsweise politisch anhand von Staatszugehörigkeit bei Vernachlässigung von Kulturaspekten zu identifizieren.)
  6. Handelszeitung: Wer profitiert vom technischen Fortschritt?
  7. Vermögensverteilung und Verteilungsgerechtigkeit:
  8. Wikipedia: Krieg
  9. Tagesschau, 01.09.2023: 206 Milliarden Euro Schaden durch Cyberkriminalität
  10. Statista: Polizeilich erfasste Fälle von Cyberkriminalität in Deutschland von 2007 bis 2022

6 Grenzen von politischem Fortschrittsoptimismus und von Fortschrittsskepis als Gegenpolitik

6.1 Der Code des Kapitals
 
„Kapital“ entsteht im „Kapitalismus“ nicht von selbst. Karl Marx (1818-1883) nahm an, dass die Klasse der Besitzlosen ihre Arbeitskraft an die Klasse produzierender Kapitalisten verkaufen muss, um leben zu können. Dank ihrer Arbeitsleistung erzeugen Besitzlose in Produktionsprozessen einen Mehrwert, den Kapitalisten abschöpfen und so ihren Reichtum vermehren. Im Ergebnis entsteht Kapital durch Ausbeutung und Unterdrückung.

In ihrer Veröffentlichung Der Code des Kapitals lenkt Katharina Pistor, eine an der Columbia Law School lehrende deutsche Juristin, zur Erklärung der Entstehung von Kapital den Blick auf Zusammenhänge der Rechtsentwicklung und erklärt die Entstehung von Kapital durch Rechtssetzung und rechtliche Absicherung des Kapitals gegen Eingriffe.(1) Pistor nimmt an, dass öffentliches Recht nie neutral ist, sondern als Ergebnis politischer Gestaltung entsteht und dominante politische Gruppen ihre Interessen stärker als der Rest der Bevölkerung durchsetzen können. Rechtssetzung geschieht daher überwiegend nicht durch demokratisch legitimierte Instanzen der Legislative und Exekutive, sondern durch findige Rechtsberater hochspezialisierter internationaler Anwaltskanzleien, denen es im Interesse von Kapitalbesitzern (Machteliten) gelingt, ihre Rechtscodierung durch staatliche Gewalt abzusichern.(2) "Pistor zeigt anhand der Rechtsentwicklung, wie Gesetze, Gerichte und Anwälte den Kapitalismus in seiner heutigen Form begründet haben – und wie sie jetzt dazu beitragen, dass sich auf der Kapitalseite immer mehr Reichtum anhäuft, während normale Einkommensbezieher, Arbeiter und Arme, aber auch die Staatlichkeit von dieser Entwicklung abgeschnitten sind."(3)
 
Der US-amerikanische Soziologe Charles Wright Mills definiert als Machteliten
Gruppen von Menschen, die in dominierenden militärischen, wirtschaftlichen und politischen Institutionen eines dominanten Landes die dominanten Positionen einnehmen. Ihre Entscheidungen (oder fehlenden Entscheidungen) haben enorme Konsequenzen […] für die Bevölkerungen der Welt".(4) 
Da Machteliten die drei dominanten Institutionen Militär, Wirtschaft und politisches System kontrollieren, ist es primär das Scheitern bzw. Versagen von Machteliten, wenn Kulturen zusammenbrechen.(5)

Wenn Medien berichten, dass zwischen Staaten bzw. deren Regierungen Verträge abgeschlossen und Vereinbarungen getroffen wurden oder diese nicht eingehalten, missachtet oder gebrochen wurden, verbergen solche Nachrichten, wer die tatsächlichen Entscheider und Handelnden sind. Formaljuristisch sind Staaten als juristische Personen öffentlichen Rechts definiert. Juristische Personen agieren als rechtsfähige Rechtspersonen, sie sind aber als Rechtskonstrukte selbst nicht handlungsfähig und können keine Willenserklärungen abgeben. Dieses Defizit behebt ein weiteres Konstrukt, das die juristische Person zum Organträger mit Organen erklärt. Handelnde natürliche Personen werden als Organwalter tätig, wenn sie im Namen von Organen sowie deren Rechten und Pflichten handeln. 
 
Auch wenn juristische Konstrukte andere Deutungen nahelegen, sind Staaten lediglich abstrakte Ordnungskonstrukte. Empirische Existenz dieser ungegenständlichen Objekte wird durch öffentliche Proklamation, Konsensbildung und wechselseitige Anerkennung als Realität vermittelt. Auf dieser abstrakten Basis agieren Staaten metaphorisch wie vermeintliche Subjekte, obwohl Staaten weder Gedanken noch Ideen und weder Emotionen noch ein eigenes Bewusstsein besitzen. Staaten können nichts entscheiden und nicht handeln. Entscheiden und handeln können nur Menschen. Diese verbergen sich hinter vermeintlichen Sachzwängen, Staatsraison, staatlicher Notwendigkeit, staatlichen Aufträgen, persönlichen Rollen etc. und vermitteln, dass Aufrechterhaltung oder Veränderung organisierter Strukturen den Interessen aller dient. In der Realität dienen vermeintliche Staatsinteressen Populationen des Volkssouveräns in unterschiedlicher Höhe. Einige Menschen profitieren mehr, anderen Menschen weniger. Auf Konsens ausgerichteter diplomatischer Politikstil entschärft einseitige Interessenlage mit Kompromissen. 
 
 
6.2 Fortschrittsskepsis und Grenzen politischer Gestaltungsmacht
 
Im Staatsrecht demokratischer Verfassungen gilt das Prinzip der Volkssouveränität als oberste Quelle staatlicher Legitimität. Darum muss die Regierung vom Volk gewählt werden. Wenn das Volk seine Herrscher für eine Regierungsperiode bestimmt hat, regiert der Herrscher im verfassungsrechtlichen Rahmen zwar im Namen des Volkes und unter Kontrolle von Gewaltenteilung, aber tatsächlich relativ frei. Da der Volkssouverän routinemäßig lediglich über das Wahlrecht des Staatssouverän verfügt, ist er zwischen Wahlen dem Staatssouverän weitgehend ausgeliefert. Außerhalb von Wahlen kann er bei fehlendem Einverständnis mit Regierungspolitik nur begrenzt mit formellen Rechtsmitteln wie Verwaltungsgerichtsklagen und Verfassungsbeschwerden Einfluss auf die laufende Geschäftstätigkeit staatlicher Organwalter ausüben. Daher ist er auf außerordentliche informelle Mittel angewiesen. Hierzu zählen: Unterschriftenaktionen, Beschwerden, Meinungsumfragen, journalistische Berichterstattung, Protestaktionen außerparlamentarischer Organisationen und alternativer politischer Verbände oder Interessenorganisationen sowie als ultima ratio politische Revolutionen.

Politische Splitterparteien sowie konservative und rechtsnationale populistischer Parteien greifen gärenden Unmut in Bevölkerungskreisen auf, um erhitzte Stimmungslagen im vermeintlichen Interesse von Gerechtigkeit und Fortschritt für eigene Interessen zu nutzen, die sie als rational vernünftigen politischen Pragmatismus ausgeben, u.a. AFD in Deutschland, Rassemblement National in Frankreich, Lega und Movimento 5 Stelle in Italien, PiS in Polen, Fidesz in Ungarn usw..(6,7) Bei allen Unterschieden im Detail hat der Erfolg dieser Parteien eine gemeinsame Grundlage, die aus der Asymmetrie von Macht zwischen Volkssouverän und Staatssouverän resultiert und Vertrauensverlust gegenüber staatlicher Politik schürt.(8,9) Obwohl Donald Trump und Wladimir Putin mit ebenso undemokratischer wie undiplomatischer Politik exemplarisch vorführen, dass als Staatsinteresse deklarierte Politik primär Machtinteressen dient, scheint rechtsextreme politische Gesinnung auch in Deutschland deutlich attraktiver zu werden. 
 
In Deutschland dokumentiert die von der R+V-Versicherung beauftragte Langzeitstudie "Die Ängste der Deutschen" mehrere Quellen egoistischer Befürchtungen von Wohlstandsverlusten und Abstiegsängsten, die an Prozesse der Weimarer Zeit zwischen den beiden Weltkriegen erinnert.(10,11) Eine von der Friedrich-Ebert-Stiftung beauftragte, von der Universität Bielefeld durchgeführte und am 21.09.2023 veröffentlichte Mitte-Studie 2023, dokumentiert wachsendes rechtsextremes Denken und verortet rechtsextreme Gesinnung zunehmend in der politischen Mitte.(12) Landtagswahlen vom 8.10.2023 in Hessen und Bayern bestätigen diesen Trand mit hohen Gewinnen der ADF und Verlusten aller an der deutschen Regierungskoalition beteiligten Parteien.(13,14,15) Politisches Tagesgeschehen und Unzufriedenheit mit gesamtdeutscher Regierungspoltik erklärt jedoch nicht, warum die AFD gerade in den Wahlkreisen besonders erfolgreich ist, in denen bereits in der Vergangenheit Nationalsozialismus, Antisemitismus und Rechtsradikalismus stärker ausgeprägt waren als in anderen Teilen Deutschlands.
 
Spitzenergebnisse der AFD in hessischen Landtagswahlen 2023:(16)
  • 40 % im Dorf Katzenfurt des Lahn-Dill-Kreises,
  • 31,7 % bzw. 32,7 % in der Gemeinde Sinntal,
  • 29,5 % bzw. 31,18 % in der Gemeinde Hirzenhain, wo die AFD bereits vor 5 Jahren stark war und sich aktuell noch verbessern konnte, was Vertrauensverluste und ebenso Versagen etablierter Politik hier besonders deutlich macht (17,18),
  • 25,2 % im Wahlkreis 26 des hessischen Wetterauskreises.
 
6.3 Einfluss von Machteliten
 
Im Unterschied zur Population 'Volk' üben Interessenorganisationen und Lobbyisten vor allem im Namen von Unternehmern des ökonomischen Sektors starken Einfluss auf staatliche Willensbildung aus, in Deutschland vor allem in Kontexten von Autoindustrie, Pharmaindustrie, Stahlindustrie, Rüstungsindustrie, Finanzwirtschaft sowie im Kontext staatlicher Großprojekte der Bauwirtschaft, u.a. der Verkehrsinfrastruktur und der militärischen Rüstung. Bauernverbände, Ständeorganisationen, Mittelstandsvereinigungen mischen mit.(19) Profitinteressen bleiben in Argumenten von Unternehmen i.d.R. verborgen. Herausgestellt werden Bemühungen um Klimaneutralität und Nachhaltigkeit, werbewirksame Wohltätigkeiten als Sponsoren sowie vermeintliche Kunden-, Mitarbeiter- und Gemeinwohlorientierung. Drohende Profiteinbußen und Unternehmensrisiken erfahren Umdeutungen zu Risiken des Gemeinwohls: Arbeitsplatzverluste, Preissteigerungen, Inflationsraten, Versorgungssicherheit, Einkommenseinbußen von Lohnempfängern, Verluste vermeintlicher Freiheitsrechte sowie Be- oder Verhinderungen von Fortschritt, durch die das Land im internationalen Wettbewerb zurückfalle, wodurch Wirtschaftswachstum einbrechen werde und das Gemeinwohl per Saldo Schaden nehme. 
 
Machteliten von Finanzwirtschaft und Großindustrie beschäftigen für die Durchsetzung ihrer Interessen mit Halbwahrheiten, Lügen und verfälschten Daten operierende Lobbyisten. Generell agieren Lobbyisten jedoch im Hintergrund, was Gegenbeispiele, wie z.B. den für russische Interessen agierenden Ex-Bundeskanzler Schröder nicht ausschließt. Mit üppigen Geldgeschenken bedachte politische Parteien, Bestechungen korrupter Abgeordneter, Ankündigung und Vergabe von Großaufträgen nehmen sie Einfluss auf politische Entscheidungen. Wirtschaftlich-politische Verfilzungen von Großprojekten demonstrieren beispielhaft und keineswegs einzigartig die von China initiierte Neue Seidenstraße und das deutsch-russische Joint Venture Nord Stream. Abkommen zu Lieferungen von Flüssiggas, die mit dem autoritären Emirat Katar geschlossen wurden, das bekanntlich islamischen Terrorismus unterstützt und Menschenrechte missachtet, machen deutlich, dass aus vorausgegangenen Desastern keine Lehren gezogen werden.(20,21) Im Interesse von Machteliten werden Verflechtungen dieser Art keineswegs aussortiert, sondern im Gegenteil mit Hilfe der Exekutive und der Rechtsprechung in veränderten oder neuen Varianten fortgesetzt. Hierzu 2 Beispiele:
  1. Gegen den Bau neuer LNG-Terminals versuchten Gegner des Projektes wegen Aufhebungen von Umweltschutzauflagen und intransparenter Bauplanung einen Baustopp zu bewirken. Das Bundesverwaltungsgericht Leipzig lehnte nach Prüfung den Baustopp-Antrag am 12.09.2023 ab, weil die Klage 'voraussichtlich'(!) unbegründet sei.(22) 
  2. Während sich der Klimawandel nahezu ungebremst fortsetzt, kann die Autobranche vorerst aufatmen. Medien melden, dass im Hinblick auf die politische Gestaltung des Klimawandels entwickelte Vorschläge der Europäischen Kommissionen für verschärfte Euro-7-Abgasgrenzwerte abgeschwächt oder verschoben oder abgeschwächt und verschoben werden.(23) Nachdem ein milderer Kompromissvorschlag der deutschen Regierung keine Zustimmung fand, stimmte sie immerhin gegen den EU-Kommissionsvorschlag.(24,25)
Diese Mechanismen funktioniere ähnlich auf tieferen Ebenen. Insbesondere Pharmakonzerne sind berüchtigt für schmutzige Einflüsse auf Ärzte und Klinken der Gesundheitsindustrie. In der Bauwirtschaft, im Handwerk und im Handel gehören Preisabsprachen und Bestechungen zum Alltag. Kreative Steuervermeidungstaktiken sind in allen Wirtschaftszweigen verbreitet, nehmen aber mit Höhe zu versteuernder Profite zu und sind daher besonders attraktiv in profitablen Großunternehmen.

Staatspolitik reagiert nicht immer sensibel und schon gar nicht immer zeitnah auf sich herausbildende Krisen. "Die Kluft zwischen dem Benennen und dem Beheben von Problem wächst", konstatiert ein Artikel der Wochenzeitung ZEIT und ergänzt, dass aus dem ehemals positiv besetzten Kollektivsingular Fortschritt eine Vielzahl von ungleichzeitigen und zum Teil widersprüchlichen Entwicklungen entstanden sind, sodass Fortschritt inzwischen zum Teil des Problems geworden und zur Phrase ausgedünnt ist.(26) Der Artikel beruft sich auf eine in Deutschland durchgeführte Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach, die zunehmende Fortschrittsskepsis ermittelte.(27)
 
Durch Migrantenströme entstehende Konflikte bedrohen insbesondere die Stabilität westlicher Staaten. In Deutschland nimmt die Anzahl von Migranten und Asylbewerbern inzwischen wieder deutlich zu und stellt die Politik vor große Herausforderungen. Diese ‚vergisst‘ ihr Bekenntnis zu Menschenrechten und kommen ihrer Selbstverpflichtung mit Begründungen pragmatischer Realpolitik nicht nach, obwohl sie die (völkerrechtlich nicht bindende) Menschenrechtskonvention anerkannt haben und in Deutschland das Asylrecht aus historischen Gründen verfassungsrechtlich verankert ist. Vor ca. 95 Jahren erklärte Bertolt Brecht weitsichtig in der Dreigroschenoper: "Erst kommt das Fressen, dann die Moral". In der Gegenwart verschleppen Behörden die Bearbeitung von Asylanträgen, bis mittelfristig verbindliche Einschränkungen des Asylrechts rechtssicher etabliert sind.(28) Historische Erfahrungen hin oder her. Aktuelle Interessen dominieren. Daher werden in Deutschland Verfassungsänderungen diskutiert. Falls keine Änderungen stattfinden sollten, bleiben Optionen der Anpassung von Deutungsmustern bei der Rechtsprechung. In Anbetracht des Handlungsdrucks verständigen sich jedoch Staaten der EU auf Verschärfungen des Ayslrechts:
  • Am 26.09.2023 melden Medien zu politischen Diskussionen, dass die deutsche Regierung insbesondere von Osteuropa, UK und Italien veranlasste aktuelle EU-Vorschläge einer restriktiven EU-Asylreform derzeit ablehnt. Die Ablehnung resultiert nicht aus ethischen, sondern aus eher juristisch-politischen Vorbehalten der Ausgewogenheit von Vorschlägen sowie aus der Befürchtung eines Auseinanderbrechens der aktuellen Regierungskoalition. Was daraus folgt und welchen Einfluss diese Haltung auf die Gestaltung von EU-Politik ausüben wird, ist schwer einzuschätzen.(29) 
  • Am gleichen Tag melden Medien, dass die britische Regierung beabsichtigt, UN-Flüchtlingskonventionen einzuschränken.(30) 
  • Im Kontext von Migrantenpolitik wird zunehmend deutlich, dass die Migrantensituation nicht nur Grenzen einvernehmlicher EU-Politik aufzeigt und EU-Politik überfordert, sondern auch rechtsextremer Gesinnung und ihrer politischen Nutznießer zur Ausbreitung verhilft (siehe Anmerkung 3). Das zumindest verstehen deutsche Politiker. Am 27.09.2023 entscheidet Kanzler Scholz, dass die deutsche Regierung die brüsseler Asyl-Krisenverordnung nicht aufhalten werde.(31) 
  • Am 4.10.2023 melden Medien, dass Einigung in der EU über einen Zwischenschritt erzielt ist und Weichen für weitere Verschärfungen des Asylrechts gestellt sind.(32)
Derartige Entscheidungen gelten als Realpolitik und werden euphemistisch als Pragmatismus bezeichnet. Vielleicht sind diese Entscheidungen geeignet, labiles politisches und soziales Gleichgewicht innerhalb der EU vorübergehend zu stabilisieren, aber global-politisch verweist diese Weichenstellung auf perspektivloses Krisenmanagement. Zugleich dokumentiert die Entwicklung, dass für das Gemeinwohl unverzichtbare Kollektive Güter, ethische Werte und Prinzipien gegenüber egostischen Interessen nur eine schwache politische Lobby haben und auf dem Altar vermeintlicher 'politischer Vernunft' als erstes geopfert werden. Auf dieser Welle surft die AFD. Laut einer Umfage von infratest dimap erhält die AFD im Oktober 2023 im Deutschlandtrend 23 % Zustimmung.(33)
 
 
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  1. H / SOZ / KULT: K. Pistor: The Code of Capital
  2. Friedrich-Ebert-Stiftung, Buch-Essenz: Katharina Pistor (2020): Der Code des Kapitals. Wie das Recht Reichtum und Ungleichheit schafft
  3. Deutschlandfunk Kultur: KATHARINA PISTOR: „DER CODE DES KAPITALS" - Vor dem Recht sind nicht alle gleich (Online nicht mehr verfügbar)
  4. Wikipedia: Die Machtelite (C. Wright Mills)
  5. Ausführlicher betrachtet dieses Thema der Post Pierre Bourdieu, Habitus und Doxa - Machteliten und Machtstrukturen
  6. Statista: Stimmenanteile rechtspopulistischer Parteien bei den letzten Wahlen in ausgewählten europäischen Ländern bis 2023
  7. BPB: Rechtspopulistische Parteien und Strömungen
  8. BPB: Dossier Rechtspopulismus
  9. Friedrich-Ebert-Stiftung, Projekt gegen Rechstextremismus 3/2011: Ist Europa auf dem "rechten" Weg? (PDF)
  10. R+V News: Deutsche fürchten Wohlstandsverlust
  11. FAZ, 12.10.2023: Am meisten sorgen sich die Deutschen um ihren Wohlstand
  12. Mitte-Studie 2023:
  13. ARD: Zwei Wahlen und fünf Botschaften an Berlin
  14. ARD: Landtagswahl 2023: Warum so viele Hessen die AFD wählten
  15. FAZ, 09.10.2023: Sechs Gründe für den Wahlerfolg der AFD
  16. Hessenschau: Warum so viele Hessen ihre Kreuze bei der AFD machten 
  17. Ergebnisse Landtagswahl Hessen 2023:
  18.  FAZ, 30.10.2018: Das vergessene Dorf
  19. Aus naheliegenden Gründen ist hier ein aktuelles Beispiel aus dem politischen Alltag in Deutschland beschrieben (zur Zeit befinden wir uns im Urlaub an der Ostsee), das sich ähnlich in Nachbarstaaten darstellt. Seit etlichen Jahren ist bekannt, dass sich die Ostsee in keinem guten Zustand befindet und weite Teile bereits als 'tote Gewässer' gelten. Die Ostsee ist zur Jauchegrube verkommen, überschreibt der Spiegel einen Artikel vom 15.07.2023. Gründe und Auswirkungen sind vielfältig:
    • Klimawandel, Sauerstoffmangel,
    • Verschmutzung durch Überdüngung landwirtschaftlicher Nutzflächen, intensive landwirtschaftliche Tierzucht, Einleitungen von Schadstoffen aus Flüssen, Kläranlagen, Industrieanlagen,
    • Überfischung,
    • Müll- und Munitionsbelastung sowie Lärmbelastung.
    Umweltschutzorganisationen und Medien berichten seit Jahren über Auswirkungen. Anrainerstaaten haben sich zum politischen Handeln verpflichtet. Was passiert? Nahezu nichts oder auf jeden Fall viel zu wenig:
    Im Landtag von Schleswig-Holstein signalisierte die Regierungspartei CDU zunächst Konsens zur Initiative der Einrichtung eines Nationalparks Ostsee. Insbesondere landwirtschaftliche Betriebe bzw. Landwirte (ein typisches Wählerpotential der CDU in SH) reagierten alarmiert und hetzten ihre Lobby auf die Regierung mit dem Ergebnis, dass die Regierung mit fadenscheinigen Argumenten zurückrudert:
    Die Situation verursacht eine Kombination von 3 sich wechselseitig verstärkenden Sachverhalten:
    1. Individuelle und kollektive Nutzeninteressen dominieren, wenn sie nicht politisch eingehegt werden.
    2. Politisches Einhegen widerspricht in dieser Situation parteipolitischen Machtinteressen und ist darum keine relevante Option.
    3. Öffentliche Güter haben nur eine schwache Lobby, die sich gegen egoistische Interessen nur schwer durchsetzen kann. (Problematiken öffentlicher bzw. kollektiver Güter betrachtet Kapitel 9.7 des Posts Jeder Mensch erfindet sich früher oder später eine Geschichte, die er für sein Leben hält)
    Wenn sich Landwirte gegen Veränderungen wehren, die aus deren Sicht existenzbedrohend sind, ist die Haltung nachvollziehbar. Das bedeutet nicht. dass diese Haltung vernünftig ist. Wenn sich Surfer gegen Umgestaltungen von Ostseeregionen zu einem Nationalpark wehren, weil sie Einschränkungen ihrer Reviere nicht akzeptieren, finden Zweifel an menschlicher Vernunft Nahrung.
  20. Wikipedia: Katar.Politik
  21. Wikipedia: Menschenrechte in Katar
  22. Klage gegen LNG-Terminals:
  23. FAZ, 25.09.2023: Abgasentwarnung für die Autobranche
  24. FAZ, 26.09.2023: Ministerrat senkt Normen für Verbrenner
  25. FAZ, 26.09.2023: Nein zu schärferen Abgasnormen
  26. ZEIT, 24.04.2019: Vorwärts, und nicht vergessen 
  27. FAZ, 17.04.2019: Den Deutschen ist der Fortschritt unheimlich
  28. Medienberichte:
  29. FAZ, 27.09.2023: Berlin blockiert den Krisenmechanismus
  30. FAZ, 27.09.2023: London will EU-Flüchtlingskonvention einschränken
  31. FAZ, 27.09.2023: Machtwort von Scholz: Deutschland beendet Asylblockade in EU
  32. Tagesschau: EU einigt sich auf Aysl-Krisenverordnung
  33. FAZ, 13.10.2023: Ampel auf Rekordtief – 23 Prozent für die AfD
  34. BTI Transformation Index: Demokratie-Report
  35. Die Migrantenproblematik betrachtet der Post Grundfarbe Deutsch - individuelle Happiness - prekäres vs. lebenswertes Leben.
 
7 Grenzen von Weltanschauungen, Kartierung der Konfliktlandschaft
 
Die Möglichkeit des dauerhaften Versagens von Fortschrittsideen westlicher Kulturen wirft Fragen nach Alternativen auf. Global geraten seit einigen Jahren demokratische Systeme durch autokratische Systeme und Strukturen verstärkt unter Druck.(1)

Kein politisches Staatsmodell ist frei von Verteilungsdefiziten zwischen Reichtum und Armut sowie zwischen Privilegien und Diskriminierung. Autoritäre autokratische Systeme praktizieren mit China und Russland an der Spitze Alternativmodelle, die jedoch noch krisenanfälliger sind als demokratische westliche Kulturen, weil in despotischen Staaten Korruption, rechtsstaatliche Mängel und Verteilungsdefizite aufgrund oligarchischer Strukturen systematisch in politischer Programmatik installiert sind und sozialen Frieden verhindern. Daher bildet das Modell autokratischer Staaten keine relevante akzeptable Alternative und zwingt im Gegenteil Menschenmassen zur Migration in demokratische Staaten mit besseren Lebensbedingungen. Migrantenwellen erzeugen jedoch in beiden Staatsmodellen Krisen:
  • In despotischen autokratischen Staaten blutet die Bildungsschicht aus. Damit verlieren Staaten an Innovationsfähigkeit in der Gestaltung des sozialen Wandels und in der Konkurrenz des globalen Wettbewerbs.
  • In Menschenrechten verpflichteten demokratischen Staaten bedroht die Aufnahme von Migranten politisches Gleichgewicht, weil 
    • die Finanzierbarkeit sozialstaatlicher Benefits abnimmt und daher Einsparungen erfordert, die breite Bevölkerungskreise betreffen,
    • für breite Bevölkerungsschichten bezahlbarer knapper Wohnraum weiter verknappt wird, 
    • mangelnde Integrationsfähigkeit und Integrationswilligkeit von Migranten soziale Konflikte erzeugen, 
    • die soziale Integration von Migrantenströmen öffentliche Politik auf allen Ebenen überfordert.(2)
  
7.1 Dualistische Polarisierung vs. Triggerung von Konfliktfeldern (Steffen Mau)(3,4)

(coming soon)
 
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  1. BTI Transformation Index: Demokratie-Report
  2. Die Migrantenproblematik betrachtet der Post Grundfarbe Deutsch - individuelle Happiness - prekäres vs. lebenswertes Leben.
  3. Das Kapitel bezieht sich auf die aktuelle Veröffentlichung von Steffen Mau, Thomas Lux, Linus Westheuser: Triggerpunkte. Konsens und Konflikt in der Gegenwartsgesellschaft
  4. Grundgedanken von Triggerpunkte hat Steffen Mau 2022 in einem Aufsatz fomuliert: Kamel oder Dromedar? Zur Dia­gnose der gesellschaftlichen Polarisierung. In: Merkur 76 (874), S. 5–18. - Besprechung FAZ, 10.03.2022: Gesellschaftliche Spaltung: Eher Dromedar als Trampeltier
 
 
 8 Fazit und Ausblick

Fortschritt ist ein Begriff des Alltagsdenken, der inhaltlich auf überwiegend unbewussten, kulturell geprägten Wertvorstellungen und impliziten Konventionen beruht, die als objektive Fakten missverstanden werden. Auf der Handlungsebene kollektiver sozialer Akteure normiert der Begriff Fortschritt weltanschauliche Überzeugungen politischer und ökonomischer Art. Auf der Ebene individueller sozialer Akteure konnotieren kollektive Fortschrittsvorstellungen mit persönlichem Nutzen, der sich an kulturell geprägten persönlichen Lebenssituationen ausrichtet und mit relativ beliebigen Sachverhalten verknüpfbar ist.

Kulturwissenschaftliche Ansätze der Gegenwart verstehen Fortschrittsvorstellungen als weltanschaulich geprägte Rechtfertigungs- und Deutungsmuster, die sozialen Systemen zur Existenz und zur Stabilisierung verhelfen. Dies gelingt durch Erzeugung kollektiver Wertvorstellungen sowie durch Übertragung konsensbasierter Wertvorstellungen auf Ausrichtungen individueller Handlungsoptionen. Als Weltanschauung wird Fortschritt zu einer vermeintlich empirischen Realität und Wissenschaft zum Fortschritt produzierenden Werkzeugkasten. Der Begriff Fortschritt beinhaltet jedoch keine wissenschaftlich belastbaren bzw. prüfbaren Sachverhalte.

Lösungen globaler Krisen sind nur global denkbar. Aber wie können globale Lösungen zustandekommen, wenn sich nicht einmal an die Ostsee grenzende und mit Ausnahme von Russland politisch relativ vernünftige, kooperierende Staaten auf Lösungen bzw. Durchsetzung akuter Ostseeprobleme einigen können, die alle Anrainer betreffen?(1) Obwohl der Handlungsdruck hoch ist, deutet nichts darauf hin, dass in überschaubaren Zeiträumen verbindliche globale Vereinbarungen über grundlegende und nachhaltig wirksame globale Lösungen zu erwarten sind. Globale Lösungen verhindert nicht eine Majorität der Menschheit, sondern verhindern egoistische Interessen. Nur wenn es gelänge, Interessen von Machteliten einzuhegen, ohne die Welt in Chaos zu stürzen, wären globale Lösungen denkbar. Wie das gelingen könnte, ist nicht zu erkennen. Solange die Menschheit noch existiert, bleibt sie vermutlich in von ihr selbst verursachten Krisen gefangen.

Betrachtungen des Fortschrittsparadigmas vertieft der Post Konstruktion und Dekonstruktion der großen Erzählung vom Fortschritt.

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  1. Siehe Anmerkung 12 des Kapitels 4.5

9 Änderungshistorie des Posts

26.12.2023:  Kapitel 4.2   Neu
13.10.2023:  Kapitel 7:     Neu eingerichtet mit ehemaligem Kapitel 6.3
                     Kapitel 7.1:  Als Platzhalter neu eingefügt, Ausformulierung folgt
                     Anpassung der Gliederung
                     Änderung Titel und Überschriften 
                     Kapitel 6.2:  Aufteilung in 2  Kapitel, Anmerkung 33 eingefügt
11.10.2023:  Gliederung: Kapitel 6 umgestellt als Kapitel 4
                     Kapitel 4.2:  Neues Kapitel als Platzhalter neu eingefügt, Ausformulierung folgt
                     Anpassung der Gliederung 
                     Einleitung:  Überarbeitung
                     Kapitel 1:    Ergänzung Verweis auf Rahel Jaeggi
10.10.2023:  Kapitel 5:    Überarbeitung Gliederung, Ergäzungen Inhalte und Anmerkungen
04.10.2023:  Kapitel 5.1: Ergänzung aktueller politischer Entscheidungen
01.10.2023:  Einleitung:  Überarbeitung 
30.09.2023:  Einleitung:  Überarbeitung
29.09.2023:  Einleitung:  Neuformulierung
29.09.2023:  Kapitel 3:    Anmerkung 3 eingefügt
29.09.2023:  Kapitel 4.4: Anmerkung 7 eingefügt
29.09.2023:  Kapitel 5.1: Ergänzung Mitte-Studie 2023
27.09.2023:  Kapitel 5.1: Ergänzung aktueller politischer Entscheidungen
25.09.2023:  Überarbeitung Einleitung und Korrekturen
                     Kapitel 5.1: Änderungen und Ergänzung
21.09.2023:  Kapitel 5.1: Ergänzungen zum Rückgang von Fortschrittsoptimismus inkl. Amerkungen 7 und 8
19.09.2023:  Kapitel 6:    Ergänzung zum Einfluss von Großverlagen
17.09.2023:  Diverse formale Korrekturen
                     Überarbeitung Einleitung
                     Kapitel 4:    Teilung in 3 Kapitel                                        
                                         Korrektur und Änderung Anmerkungsordnung
                     Kapitel 4.3: Ergänzung Sklaverei, Anmerkung 2 eingefügt
                                        Ergänzung letzter Absatz
                     Kapitel 5.1: Ergänzungen zu wirtschaftlich-politischen Verfilzungen                    
16.09.2023:  Veröffentlichung der Urversion

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