Veränderungsmuster der Optimierung von Prozessen und Zuständen sowie nützliche Innovationen wertschätzen wir kategorial als
Fortschritt. Kategoriale Eigenschaften von
Fortschritt bleiben jedoch unscharf. Wenn
Fortschritt als Gesetz aufzufassen ist, kann er sich nicht in raffinierter Technik, längerem Leben, optimierter
Gesundheit, mehr Komfort, Freizeit, Vergnügen etc. erschöpfen.
Fortschritt wäre eine auf evolutionäre Prozesse einwirkende Kraft, durch die sich Welt in Richtung eines globalen Paradieses entwickelt, das
seine Tore nicht nur wenigen Menschen
öffnet, sondern der Menschheit gutes Leben ermöglicht (was immer darunter zu verstehen ist). Aussichten von Fortschrittsphänomenen konterkarieren in der Realität Wahrnehmungen global disruptiver sozialer, politischer, ökologischer Prozesse und erzeugen Erklärungsbedarf der Widersprüchlichkeit.
Das Projekt dieses Posts fasst Fortschritt als in westlicher Kultur mit Bedeutungsverlusten religiöser Weltanschauungen entstandene säkulare politische Weltanschauung auf. Weltanschauungen basieren auf empirisch nicht prüfbaren Glaubenssätze ethischer Wertesysteme und sind für die Existenz komplexer Sozialsysteme (Gesellschaften) funktional unverzichtbar, weil Persistenz von Sozialsystemen Konsens über Weltanschauungen erfordert. Inhalte von Weltanschauungen und Strategien der Herstellung von Konsens sind austauschbar. Daher kann Fortschrittsdenken Religion ersetzen. Fraglich ist, in wessen Interesse das mit welchen Methoden und welchen Auswirkungen geschieht.